Viele Zuschauer haben sehnlichst auf diesen Film gewartet und ich kann für mich sagen, das Warten hat sich gelohnt. Dieser Film ist nicht einfach nur ein Film, sondern fast schon eine politische Staatsaffäre geworden. Dieser Film wurde 24 Stunden vor seiner Premiere durch den chinesischen Staatsapparat gestoppt und das auch zu Recht aus Sicht einer chinesischen Regierung. Vielleicht haben wir es sogar der Corona-Pandemie zu verdanken, dass der Film nun doch erhältlich ist. Regisseur Guan Hu hat mit diesem Film einen sehr riskanten politischen Hürdenlauf hinter sich. Was wir nun zu sehen bekommen, dass ist die durch die Zensur gekürzte Fassung. Offiziell geht man davon aus, es fehlen 15 Minuten Filmmaterial, aber inoffiziell sollen es sogar über 30 Minuten sein. In jedem Fall sind 2 Stunden 28 Minuten übrig geblieben, die es doch geschafft haben, denn die chinesische Regierung war diesbezüglich unter enormen Druck gegenüber ihrem eigenen Volk.
Dieser Film ist visuell episch und natürlich hat er auch eine gehörige Portion Patriotismus. Hier kann man zu recht von einem Kriegsepos sprechen, denn die Qualität stellt sogar manchen Hollywoodfilm in den Schatten. Nun kommt es mal wieder wie es kommen musste. Manche intellektuellen Filmkritiker und auch Journalisten sehen sofort chinesische Propaganda im Film einer diktatorischen Grossmacht, während sie Filme wie "Der Soldat James Ryan" als historisches Filmepos einstufen. Wie hier mal wieder mit zweierlei Mass gemessen wird und der Zuschauer sollte diese Kritiker weiter reden lassen, denn der Film ist ein Meisterwerk, Punkt, Ende.
Auch ist die gesamte Vorgeschichte und selbst der Film sind kein propagandistisches Machwerk, auch wenn sich manche Dialoge so anhören, aber das hat seinen nationalen Grund. Da der Film die Vorgeschichte sehr kurz abhandelt, hier nur einige kleine Sätze zum Verständnis, denn das hilft beim Film gewaltig. Es geht um die Stadt Shanghai und deren Bedeutung weltweit. Die Japaner hatten begonnen, China zu besetzen und der chinesische Marschall Chiang Kai-shek war sich bewusst, dass China der japanischen Macht nichts entgegenzusetzen hat. Er verlagerte den Hauptkriegsschauplatz nach Shanghai, denn dort sassen die westlichen Nationen und auch das nationalsozialistische Deutschland. Er wollte vor deren Augen diesen Krieg mit aller Härte ausfechten und provozieren, um die westlichen Nationen zu bewegen, in diesen Krieg einzutreten. Genau dieses Vorgehen wird im Film sehr dramatisch und visuell eindrucksvoll dargestellt. Auf der einen Seite des Flusses sitzen die Westmächte und der westliche Lebensstandard und auf der anderen Seite wird der erbitterte Krieg mit aller Härte durchgeführt, mit einer Unbarmherzigkeit, als wäre man in Stalingrad, denn dieser Kampf hat auch etwas mit der Deutschen Wehrmacht zu tun. Dieser Krieg vollzieht sich wie der Super Bowl, denn während auf der einen Seite des Flusses die Menschen kämpfen, sitzen auf der anderen Seite die westlichen Mächte und Industriellen in ihren Logen und wetten bei ihren Buchmachern, wer diesen Kampf verliert und wie viele Menschen sterben unter den Augen der westlichen Presse, die es wie ein Sportereignis kommentieren.
Obwohl die Japaner es scheuen, den Fluss zu überqueren, um den Westen nicht zu provozieren, geben die Chinesen ihre Stadt nicht auf und da sind wir nun beim Patriotismus, der sich nicht auf eine politische Macht fokussiert, sondern auf ihr Volk. Dieser Film schildert nun den aussichtslosen Kampf der besagten 800 Soldaten, die jeder Chinese kennt und in deren Herzen Nationalhelden sind, denn ihr erbitterte Kampf rettet 400.000 chinesische Soldaten vor der Einkesselung. Auch dort gibt der Film eine klare Antwort, wenn gesagt wird, dass sind die wahren Helden Chinas.
Der ganze Film ist visuell aufgebaut, als wäre der Zuschauer in einem visuellen chinesischen Stalingrad und der Zuschauer muss sich noch nicht einmal visuell umstellen. Bei den Soldaten handelte es sich um die nationalrevolutionäre Armee der Republik China und die hatte nichts mit der Roten Armee zu tun. Diese Armee wurde von der Deutschen Wehrmacht ausgebildet, beraten und teilweise sogar geführt. Daher sehen wir die chinesischen Soldaten im Gewand der Deutschen Wehrmacht und mit Deutschen Waffen. Wenn man nun das als Hintergrund betrachtet und die Aussagen im Film, dieses sind die wahren Helden des chinesischen Volkes, dann ist der Film sogar eine schallende Ohrfeige. Es geht ja noch weiter, denn diese Männer und die Bevölkerung Shanghais kämpften unter der Flagge der Republik China, die wir heute als Nationalflagge Taiwans kennen. Die gesamte Szene mit der Flagge, um die Einheit des chinesischen Volkes heraufzubeschwören, erlag komplett der chinesischen Zensur, denn das war den Parteifunktionären zu viel des Guten. Es sind auch viele andere Szenen im Film der Schere unterlegen und daher gibt es Szenen im Film, die etwas abgehackt wirken, denn manche Aussagen waren dann zu deutlich.
Ich bin mir sicher, vor 10 Jahren wäre Regisseur Guan Hu mit diesem Film auf dem Schafott gelandet. Nun kommt Corona ins Spiel. Was macht eine chinesische Regierung aber nur in dieser Zeit, in welcher das Land zerrissen ist, die Welt auf China schaut, als den Pandemie Verursacher und kein Vertrauen und Zusammenhalt mehr existiert? Man holt diesen Film aus der Schublade, schneidet ordentlich am Film herum und hofft, dem eigenen Volk zu zeigen, man überlebt nur als Nation, wenn man bis zum letzten Blutstropfen zusammenhält gegenüber dem Rest der Welt. Dadurch spielen die Szenen mit den Westmächten und den westlichen Medien der Partei ordentlich in die Karten, denn hier will man dem Volk zeigen, der Westen lässt Euch im Stich, wenn es hart auf hart kommt. Und es hat auch funktioniert, denn fast jeder Chinese will und wollte diesen Film sehen, wobei es ein Trugschluss ist, zu glauben, dieses Volk interpretiert diesen Film als kommunistischen Zusammenhalt in Form einer epischen Kriegspropaganda. Die Menschen in China sind mit dieser Geschichte so verbunden, genau zu erkennen, was dieser Film unbarmherzig ausdrückt und nur mancher Deutscher Filmkritiker erkennt hier eine Propaganda-Show. Da sieht man mal wieder, man sollte absolut nichts auf die Meinung unserer Profi-Filmkritiker geben und den Film so betrachten und bewerten, wie es viele Chinesen es tun und das ist ein grandioses Kriegsepos der Superlative.
Fazit:
Ein Kriegsepos der visuellen Superlative, der sogar manche Hollywoodfilme in den Schatten stellt. Natürlich besitzt der Film eine gehörige Prise Patriotismus und das hat nichts mit Propaganda zu tun, denn das sitzt nur im Kopf mancher Kritiker. Man sollte es fast wie mit den heldenhaften grossen amerikanischen Filmen der 50er Jahre halten, denn wenn man die Musik im Abspann hört, dann klingt das fast nach "Alamo" und John Wayne, wobei dieser Vergleich gefühlt nicht mal so falsch ist. Patriotisch wie "Alamo" und visuell wie "Stalingrad" wird hier ein chinesisches Kriegsepos zelebriert.