Am höchsten bewertete kritische Rezension
3,0 von 5 SternenIch sehe tote Menschen... und zwar einen riesigen Haufen
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 21. Februar 2014
Die Familie Harmon besteht aus dem Psychiater Ben (Dylan McDermott), der notorischer Fremdgänger ist, dessen Frau Vivien (Connie Britton) und deren gemeinsamer Tochter Violet (Taissa Farmiga). Bens Affäre mit einer Studentin hat das Fass zum Überlaufen gebracht und Vivien möchte ihn mit Violet verlassen. Er hat sich aber in ein Haus verliebt und möchte die Beziehung damit retten. Vivien gefällt das Haus aus den 20ern und so wird es gemeinsam gekauft. Die Harmons wundern sich zwar über den überaus niedrigen Preis, allerdings gelingt es Ben trotz eigener Praxis, die er dort einrichten kann, nicht ganz alle Verbindlichkeiten für das Haus aufzubringen. Seine Praxis läuft mehr schlecht als recht. Hinzu kommt die Nachbarin Constanze (Jessica Lange), die offensichtlich früher in dem Haus gewohnt hat und sich anstandsmäßig wie die Axt im Wald benimmt.
Zunehmend häufen sich die seltsamen Zufälle sowie "Besuche" irgendwelcher Leute in dem Haus. Was die Familie erst später erfährt, das Haus hat eine düstere Vergangenheit. Die Vorbesitzer sind darin gestorben - und sie sind bei weitem nicht die einzigen...
Die Serie hinterlässt einen faden Beigeschmack bei mir. Einmal ansehen reicht finde ich. Wer sie kauft hat etwas halbgares, nichts überaus schlechtes, aber auch nicht so grandioses, wie die teils doch übertriebenen positiven Rezensionen mir den Kauf schmackhaft gemacht hatten. Wie so oft muss man für die Machart offen sein. In einem Horrorfilm bleiben diverse Fragen offen, es muss gekürzt werden, Charaktere bleiben aufgrund der kurzen Sendezeit häufig auf der Strecke und so wird sofort losgesplattert. Dieses Problem hat eine Serie nicht. Sie kann die Charaktere ausarbeiten. Das ist auch bei American Horror Story so. Allerdings gilt auch hier: Weniger ist oft mehr. Und so hatte ich beim Zuschauen das Gefühl, dass häufig neue Charaktere wieder eingeführt wurden und diese beleuchtet wurden anstatt diverse Fragen zu beantworten, die für den Grund des Horrors vielleicht ganz angebracht gewesen wären.
Achtung ein paar Spoiler:
So erfährt man zwar, wer tot ist, aber dem Grunde nach verhalten sich die Lebenden alle wie die Toten. Sie "leben" in dem Haus. Sie haben die gleichen Emotionen, wissen teilweise nicht dass sie tot sind. Jetzt kann man mir natürlich entgegenhalten, dass es sich um einst lebende Menschen handelt, wie sollen die sich anders verhalten. Aber wenn ich sehe, dass Geister miteinander Sex haben, sich verlieben in andere Geister, dann habe ich teilweise doch ein seltsames Gefühl in der Magengegend. Und außerdem scheint es diverse Charaktere überhaupt nicht zu interessieren, dass sie von den Geistern, die sich im Haus befinden umgebracht worden sind und die sie ja nach ihrem Ableben sehen. Wie wäre es denn hier mit nachvollziehbaren Hass und Rachegelüsten, wenn wir bereits mal bei dem übernommenen Emotionsspektrum sind. Dies wird oft nicht stringent durchgezogen. Abgesehen davon hatte ich das Gefühl diverser Ungereimtheiten. Es wird manchmal von den Charakteren viel zu einfach hingenommen, dass sie da gerade mit einem Geist geschlafen haben oder sich darin verliebt haben. Schon von vorneherein wirkt das Haus wie eine Sitcom (aber nicht im komischen Stil), in der die Tür offen ist und jeder einfach reinmarschiert wie er will. So überrascht es die Charaktere nur am Rande am Anfang, dass da ständig irgendeiner rumsteht oder mit wohnt. Hier wird das einfach moniert, dann aber nur zur Kenntnis genommen.
Ich hatte häufig das Gefühl, einen Stephen King zu sehen. Großartig, werden sich jetzt dessen Fans denken. Aber King hat für mich einen Makel. Die Charaktere sind einfach zu skurril und lassen die Horrorstory etwas in Nervigkeiten untergehen. Ungewöhnlich ist vor allem der hohe Anteil an Erotik und Nacktheit in einer Serie. So kann auch American Horror Story mit ungeahnten Kinofilmniveau-Effekten herhalten, aber ebenso mit 08/15-Charakteren, die man schon bereits so oft gesehen hat. Jessica Lange als psychopathische Nachbarin macht ihre Sache ganz gut. Andererseits muss ich sagen, dass ich die Schauspielerin schon immer etwas nervig fand. Bereits in ihrem King Kong Film hat sie etwas anstrengend gespielt.
Irgendwann hatte man den Überblick verloren, welche Leichen denn jetzt nun im Keller waren. Und davon gab es eine Reihe. Nahezu jede Folge begann in einer anderen Zeit und stellte einen neuen Charakter vor oder zeigte, was oder wer nunmehr in dem Haus dran glauben musste. Das war ja die ersten Folgen ganz spannend und gruselig anzusehen, aber irgendwann nervte es nur noch. So kann ich hier an die 30 (!)Charaktere und Schicksale locker aufführen, an die ich mich noch erinnern kann und das in zwölf Episoden. Und wenn ich drüber nachdenke fällt mir immer noch einer mehr ein. Das ist meiner Ansicht nach viel zu überfrachtet. Und da auf jeden dieser Charakter mehr oder minder eingegangen wird bleibt zwar die Charakterisierung nicht außen vor, aber die Handlung bleibt extrem auf der Strecke.