Am höchsten bewertete positive Rezension
4,0 von 5 SternenAufwachsen in der Royal Family
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 4. März 2023
Ich gebe vier Sterne, da das Buch, einen Blick hinter die Kulissen des Königshauses wirft und zum ersten Mal von einem Mitglied der Familie selbst stammt. Ich äußere auch eigene Gedanken zur Gesamtsituation. Den 5. Stern gebe ich nicht, da Prinz Harry beim Erzählen "seiner" Geschichte viele Dinge erwähnt, die er sich hätte sparen können, z. B. seine Erfrierungsepisode oder den andauernden Kampf seines Vaters gegen dessen Rückenprobleme und dessen eigenes Kindheitstrauma, an welches ein beschädigter Teddy erinnert, den sein Vater überall mit sich hin- tragen soll. Statt Mitgefühl mit seinem Vater zu haben, scheint es Harry nichts auszumachen, diesen als schwaches Mobbing-Opfer zu präsentieren, welches sich offenbar bis heute nicht von den Attacken erholt hat. Auch dass Harry sagt, dass er aufgrund seiner eigenen besseren körperlichen Fitness ein besserer Vater sei als Charles, weil er so mit seinen eigenen Kindern besser Ball spielen könne, ist lächerlich und geht unter die Gürtellinie. Somit unterstellt er seinem Vater schlimmere als nur orthopädische Gesundheitsprobleme, die womöglich dessen Regentschaft gefährden könnten. Das Vater-Sohn-Verhältnis ist für mich das Kernstück des Buches, nicht so sehr der tragische Tod der Mutter, der für alles andere wohl nur der Katalysator oder Auslöser war. Deswegen beginnt das Buch damit. Harry meint, dass er, weil er zu seinem Vater keine so starke emotionale Bindung gehabt habe, den Tod seiner Mutter nicht habe überwinden oder zumindest psychisch nicht soweit in den Griff bekommen können, dass ein halbwegs normaler Arbeitsalltag möglich gewesen wäre. Doch sein Vater regte sich schon gleich nach der Geburt über Harrys rote Haare auf - Ist Harry etwa gar nicht sein leibliches Kind? Charles hatte wohl zuerst seine Zweifel...- und dass er ein Junge war. Wie verletzend muss das für ein Kind sein, später solche Äußerungen des eigenen Vaters hören oder lesen zu müssen? In einer psychiatrischen Anstalt habe Charles gegenüber dem halbwüchsigen Harry außerdem gescherzt, ob er überhaupt dessen wirklicher Vater sein. Welch geschmacklose Entgleisungen. Über gewisse Dinge macht man einfach keine Scherze. Deshalb stellt Harry seinen Vater im Buch als seltsam, verschroben und auf sich fokussiert dar, ohne großes Einfühlungsvermögen in andere. Mit Harrys Trauma durch den Verlust seiner Mutter habe Charles aufgrund seines eigenen erlittenen Traumas nicht richtig umgehen können, sodass es trotz aller gegenseitiger Zuneigung eine tieferliegende Distanz zwischen ihnen gibt. Zudem ist Harry charakterlich seiner Mutter ähnlicher als seinem eher reservierten Vater. Harry hat außerdem sehr wohl begriffen, dass sein Vater die Regeln für ihre Vater-Sohn-Beziehung festgelegt hat, sowohl beruflich als auch privat, d. h., Harry hat sich sein ganzes Leben gehorsam nach anderen ausrichten müssen. Er musste nach den Vorgaben des Königshauses schlichtweg in jeder Situation funktionieren, wie auch übrigens Charles in seiner eigenen Kindheit. Bei der Beerdigung seiner Mutter brach Harry in der Kirche weinend zusammen und hatte ein schlechtes Gewissen, gegen das Familienmotto, keine Gefühle zu zeigen, verstoßen zu haben. Harry musste nach dem lieblosen Ehekrieg und Scheidung der Eltern und dem Unfalltod seiner Mutter später dann kompromisslos Camilla als zweite Ehefrau seines Vaters akzeptieren, was so eigentlich schier unmöglich ist. Harry steht also das ganze Leben in emotionalem Konflikt, weiß er doch, dass das Glück seines Vaters mit Camilla das Unglück seiner Mutter war. Harry, der seinen Vater sehr liebt, freut sich zwar über dessen Glück, doch muss ihm das alles gleichzeitig als emotionaler Verrat an Diana vorkommen, der einzigen Person, die ihn als einzige übermäßig geliebt und verstanden zu haben scheint und sich nach ihm ausgerichtet hat. Charles hingegen ist bekannt dafür, keine geschäftlichen Termine zu verschieben, wie in der Presse mehrfach zu lesen war, auch wenn seine kleinen Söhne im Krankenhaus Eingriffe überstehen mussten. Charles kommt im Buch zwar schon als sehr liebevoller Vater rüber, aber eben immer nur solange, wie Harry dessen straffen Arbeitsplan und Camillas Bedürfnisse akzeptiert, was weniger oder keine Zeit für Harry bedeutete. Inwieweit sich solch ein Vater in seiner Handlungsweise dann nach den emotionalen Bedürfnissen seines Sohnes ausrichtet(e), kann man nur erahnen. Charles trage indirekt an Dianas Tod eine Mitschuld, weil diese sich nach dem Entzug des HRH-Titels auf Veranlassung von Charles eine eigene Security leistete, die offenbar nicht so qualifiziert war. Harry fiel ohne seine Mutter ersatzlos sein emotionaler Rettungsanker weg. Charles habe seinen Söhnen ferner verboten, in der Familie oder mit ihm über ihre Mutter zu reden. Erinnerung an Diana und deren Verherrlichung heißt aus Sicht von Charles ja Konfrontation mit seiner eigenen Mitschuld an der ganzen unheilvollen Entwicklung und Schmälerung von Camillas Ansehen und Status in der Öffentlichkeit. Der Vater entzieht sich somit in schwierigen Situationen, da aufgrund der eigenen Entwicklung konfliktscheu, und ist emotional für Harry nicht erreichbar. Charles weiß bestimmt, dass er, um Harry psychisch aus seinem Konflikt zu helfen, Camilla, die laut Harry einen Keil zwischen ihn und Charles getrieben habe, hätte aufgeben müssen, was bis heute nicht passiert ist. Nach 20 Jahren konnte Harry nun nicht mehr kleinbeigeben und schweigen. Harry, der seinen Vater früher öffentlich immer geschützt und ihm keine Schuld an seiner Erziehung gegeben hat, weil er um dessen eigenes Kindheitstrauma, das ihn Körperkontakt und emotionale Nähe viele Jahrzehnte eher hat meiden lassen, weiß, ändert in seinem Buch nun also plötzlich den Tenor gegenüber seinem Vater und stellt diesen an vielen Stellen bloß, weil er, wie Harry vielerorts gesagt hat, sich von seinem Vater im Stich gelassen fühlt. Charles habe Harry privat zum einen in Sachen Trauer- und Lebensbewältigung, zum anderen in seinem Kampf mit der Presse, die seine Mutter, so Harry, das Leben gekostet habe und nun Meghan bedrohe, aus Angst um sein eigenes Image nicht zur Seite gestanden. Das ganze Buch ist für mich nichts als ein großer Hilfeschrei, Harry möchte gehört werden, gerade von seinem Vater und seinem Bruder. Als Kind möchte er nach Dianas Tod seinen Vater mehr für sich haben, ohne Konkurrenz, und für diesen wichtig sein. Vor allem bei der kurz darauf durchgeführten Afrika-Reise klingt das an. Trotz Charles` Versagen als Vater in Harrys Augen hatte der Sohn die Hoffnung, das Verhältnis zueinander über die Jahre ändern zu können, was aber gescheitert ist, da der Vater sein Leben nicht ändern wollte oder konnte oder einfach Harrys „Sprache“ nicht verstand. In einen alten Video-Clip zu eben dieser Afrika-Reise sieht man, wie Harry ständig die Nähe und Aufmerksamkeit seines Vaters zu erlangen sucht, der davon aber überfordert zu sein scheint und gestresst seine öffentlichen Aufgaben erledigen muss. Trotz allem bewundert und liebt Harry seinen Vater sehr und dieser ihn, auch wenn Charles seine Liebe wohl nicht immer nach Harrys Wünschen in einer bestimmten rein körperlichen Form zeigen konnte. Dieses Nicht-Erkennen dieser anderen Form von Liebe vonseiten Harrys hat wiederum Charles sehr verletzt, der lieber in Briefen seine Gefühle ausdrückt als face-to-face, so Harry. Für das Verraten dieser so gut gehüteten Familiengeheimnisse in seiner Biographie „Spare“ bzw. „Reserve“ führt Charles trotz seiner tiefen Liebe und Geduld mit Harry nach zwei langen Jahren den „Froxit“ durch. Wegen Harrys Beleidigungen hinsichtlich Camilla? Hat Charles seinen Sohn für seine zweite Ehefrau geopfert? Das würde allerdings nicht für ihn sprechen. Ich denke, Vater und Sohn sind durch Diana, Camilla und durch Meghan voneinander getrennt und entfremdet worden. Harry beschreibt Camilla als böse Stiefmutter, die ihn geopfert habe, um für sich gute Presse zu erhalten, und die das „lange Spiel“ spiele, um sich die Macht der Krone zu sichern. Die jüngsten Entwicklungen im Königshaus zeigen wohl, dass Harry da zumindest nicht ganz unrecht hat, ist doch die Krönung ganz auf Camilla und ihre Kinder und Enkel abgestimmt. Auch, dass sie gegen den Willen der verstorbenen Elizabeth II. den Titel „Queen“ erhalten und der Zusatz „Consort“ gestrichen werden soll, spricht dafür. Ziehen nun Camillas Nachkommen in die königlichen Schlösser ein und erhalten Titel? Dass Charles jahrzehntelang Camillas Nachkommen in Fonds unterstützt und zu Harry dann gesagt hat, dass bei einem jährlichen Millioneneinkommen kein Geld für die Unterstützung Meghans da sei, dürfte Harry somit seltsam vorgekommen sein. Camilla darf sich nicht in Charles' Beziehungen zu seinen Söhnen einmischen, was sie aber wohl mehrfach getan hat. Und Charles, selbst schwach, hat Camilla freie Hand gelassen. Das ist in meinen Augen verwerflich und macht ihn aus diesem Grund tatsächlich als Vater zum Versager. Die drei Ehefrauen von Vater und Söhnen, die auf Kosten ihrer jeweiligen Männer alle gegeneinander um Macht, Geld und die öffentliche Gunst kämpf(t)en, wollten aufgrund ihrer Stellungen am Hofe so für sich das Maximale herausholen, wodurch automatisch die Rivalität auch der Männer untereinander immer stärker wurde, so stellt es Harry zumindest dar. Dass an einem so traumatischen Todesereignis wie bei Diana die Familie zerbrochen ist, liegt nicht am Ereignis selbst, sondern am Umgang mit den schlechten Umständen der lieblosen, nur arrangierten Ehe von Harry Eltern. Die drei traumatisierten Männer konnten sich gegenseitig nicht richtig stützen und fanden erst Halt und Rettung bei ihren aufstrebenden, rivalisierenden Ehefrauen. William habe sich in den letzten Jahren seinem Vater jedoch immer weiter angenähert hat. Ob das wirklich nur institutionelle Gründe hatte, wie Harry meint, oder sich beide tatsächlich von der Persönlichkeit näher sind, kann man von außen nicht beurteilen. Doch William scheint Camilla halbwegs zu akzeptieren, was Harry nicht konnte und ihn bei seinem Vater somit nicht beliebt macht... Hat Harry aber an manchen Stellen seines Buches bewusst zu dick aufgetragen, um die Verkaufszahl zu erhöhen? Auch wenn nur 30% davon stimmen sollten, wäre es schon schlimm genug. Die britische konservative Presse hat das Buch zum Schutz der Königsfamilie jedenfalls gleich von vorneherein zerrissen und Harry als Lügner, Nestbeschmutzer und Verräter hingestellt. Die eigentlich interessanteste Frage daran wäre doch, ob das Königshaus tatsächlich die Presse für eine gute Berichterstattung instrumentalisiert, was ja dann gegen die Pressefreiheit verstieße, oder zumindest eine schlampige Büroarbeit aufzeigt, in der Leaks ohne Rücksicht auf Verluste passieren können. Beides kein Aushängeschild für solch eine wichtige Institution, die immer nur so gut ist, wie die Menschen, die dieser vorstehen. War Harry das Bauernopfer von Intrigen von Palastmitarbeitern oder Familienmitgliedern? Wurde er aufgrund von Insiderwissen zu gefährlich, weswegen man ihn zum Schweigen bringen wollte? Wer hat seinen Aufenthaltsort in Kanada an die Presse geleakt? Camilla habe Harry und Meghan jedenfalls schon früher empfohlen, nach Bermuda zu ziehen, um der Presse zu entgehen... Harrys Kritik an der Monarchie hat erst dann zugenommen, als die persönlichen Beziehungen zu seiner Familie zerbrachen. Hätten diese ihn gegen die Presse geschützt und sich richtig um ihn gekümmert, hätte er die für ihn als „Spare“ nicht so guten Gegebenheiten der Monarchie sicher eher hingenommen, um seiner Familie Glück und Dankbarkeit zurückzugeben. Doch Charles, William und ihre Frauen hatten anderes im Sinn, auch mit der Monarchie. Hätte solch eine Umgebung oder „Familie“ Harrys eh schon geringem Selbstwertgefühl und seinen psychischen Problemen auf Dauer genützt? Charles hätte sicher ohne Camilla seinen Sohn nie verloren, weil es sich dann für ihn eher gelohnt hätte, sich mit Harry und seinen Problemen auseinanderzusetzen und diese anzugehen. Doch durch Camilla hatte er seine feste Bezugsperson, mit der alles gepasst hat, und es war anscheinend nicht nötig für ihn, in viel anderes zu investieren. Charles ist Camilla hörig, weil sie ihm inmitten aller Probleme im Leben Halt gegeben hat, und er macht deshalb alles, was sie von ihm verlangt. Mit anderen Worten scheinen Charles` Lebensentscheidungen weniger von seinen Söhnen als von Camilla motiviert zu sein. Und Camilla ist sehr wohl mit den Presseleuten bekannt, die Harry öffentlich angegriffen haben. Von Harry hatte Charles in puncto Lebensbewältigung nichts oder nicht viel zu erwarten, stattdessen war Harry der Problem-Sohn, der seinerseits seinen Vater umso mehr gebraucht hätte, doch diese Zeit konnte oder wollte Charles nicht investieren. Harry beschreibt ja auch seinen Schmerz darüber, dass sich William und Charles nach ihren jeweiligen Hochzeiten immer weiter von ihm entfernt hätten und man sich fast nur bei öffentlichen Auftritten gesehen habe. Auch Harrys Konflikt mit William habe seit der Kindheit bestanden und verstärkte sich im Laufe der Jahre immer mehr. Dieser ist in allem besser als Harry außer im Sport. William konnte seinen Schmerz um Dianas Tod besser kanalisieren, sicher, weil er der Thronfolger ist und sich mehr auf seine Arbeit konzentrieren musste, zum anderen, weil er Kate hatte, die ihm, genauso wie Camilla Charles, geholfen hat. Doch in meinen Augen muss ein Elternteil erkennen, dass ein Kind sich zurückgesetzt fühlt und mit seiner Trauer nicht so gut zurechtkommt wie der ältere Bruder und nicht einfach darüber hinweggehen. Harry sagt im Buch ja, dass sein Vater sich sogar dafür bei ihm entschuldigt habe, ihm nicht früher die psychologische Hilfe zukommen gelassen zu haben, die Harry gebraucht hätte. Harry nimmt aber auch hier seinen Vater noch in Schutz. Ein erneutes Versäumnis der Erwachsenen, Harry klarzumachen, dass er als Zweitgeborener nicht zweite Wahl ist oder sein darf, jedenfalls nicht emotional. Williams Schlägerattacke auf seinen jüngeren Bruder im Streit um Meghan hat mich entsetzt, da man nie schlagen darf, egal, worum es in einem Streit auch geht. Mit Gewaltausbrüchen löst man keine Probleme, auch wenn man sachlich im Recht sein sollte. Was für ein fragwürdiges Licht wirft das auf den zukünftigen König von England? Das Buch zeigt ein Familiendrama auf, das mit einer jahrhundertealten Monarchie verquickt ist. Harry und Meghan wollten die Monarchie mehr an die heutige Zeit anpassen, allerdings zu ihrem eigenen persönlichen Vorteil, weswegen sie gehen mussten. Trotzdem denke ich, dass die offensichtlich gewordenen Probleme der Monarchie angegangen werden müssen, damit diese weiter fortbestehen kann. Sollte Harry mit seinen Vorwürfen Recht haben, wird das früher oder später eh herauskommen und die Monarchie sich selbst erledigen. Vor allem ist fraglich, ob man eine Königsfamilie als die erste Familie im Land und der Welt haben möchte, die im Innern so katastrophal ist, wo für den eigenen Vorteil betrogen, gelogen, verletzt und vernachlässigt wird. Das Spiel mit der Macht wird denjenigen auf die Füße fallen, die selbiger erliegen. Zeit ist geduldig. Seinen Vater konnte und kann Harry nicht ändern, der bleibt, wie er ist. Harry kann nur sich selbst ändern, was zwangsläufig seinen Weggang aus dem Königshaus und aus der Familie nach sich zog, wobei Meghan hierin als Trigger für das immer noch nicht verarbeitete Diana-Trauma diente und Harrys Minderwertigkeits- bzw. Unterlegenheitsgefühle seiner Familie gegenüber geschickt verstärkt hat, allerdings zu dem Zweck, um ihm deutlich zu machen, wie wenig er seiner Familie anscheinend bedeutet, als Spare, der für andere unliebsame Arbeit verrichten muss und dafür trotzdem wenig Geld und die schlechte Presse abbekommt, weil andere Familienmitglieder zum eigenen Vorteil bewusst gegen ihn leaken. Mit ihm kann man es ja schließlich machen, er ist ja privat und beruflich nichts wert, so Meghan, die Harry so geschickt zum eigenen finanziellen und sozialen Vorteil manipuliert hat. Doch das wäre nie möglich gewesen, wenn Harrys Probleme von der Familie, wie schon gesagt, die ganzen Jahre über ernstgenommen worden wären. Warum wollten sie ihm wohl nicht helfen? Weil sie selbst davon irgendwelche Nachteile gehabt hätten, die wir Außenstehende nicht kennen? An einem so dramatischen Fallout hat jedenfalls auch das Könighaus Schuld, nicht nur Harry und Meghan, wobei dieser von den Royals und der Presse die alleinige Schuld an dem Debakel zugewiesen wird, um sich nicht selbst mit Versäumnissen und Fehlern gegenüber Harry auseinandersetzen zu müssen. Meghan darf man wegen ihrer manipulativen Persönlichkeit aber nun keineswegs in Schutz nehmen, doch hätte sie ohne die schon bestehenden Konflikte in der Familie Harry, der ihre Liebe so sehr gebraucht zu haben schien, nie so komplett für sich vereinnahmen können. Das sollte einem Elternteil zu denken geben. Harrys daraus resultierende offene Rebellion gegen die Königsfamilie, welche ein großer Fehler war, hat ihm nun allerdings den Untergang gebracht, denn trotz allem hätte er still weggehen und den moralisch höheren Grund einnehmen müssen. Dann wäre vielleicht irgendwann eine Versöhnung möglich gewesen, aber so? Nun ist Harry zum tragischen Opfer seiner verletzen Gefühle geworden. Auch finanziell wird er immer gegen die Königsfamilie den Kürzeren ziehen, falls es einmal zu Prozessen kommen sollte. Man kann sich um Harry Sorgen machen, wie es mit ihm weitergeht. Denn wenn Meghan, seine angeblich so große Liebe, sich wegen ihrer Geldgier einmal einen reicheren Mann sucht und ihn verlässt, wird er untergehen, wenn ihn sein Vater nicht doch wieder aufnimmt, der hoffentlich bis dahin die Sprache seines Sohnes sprechen gelernt hat. Vielleicht blamiert sich Camilla ja selbst einmal in der Öffentlichkeit so sehr, dass sie für Charles auch nicht mehr tragbar ist. Ohne diese beiden Damen könnten Vater und Sohn wieder zueinanderfinden und neue Kraft schöpfen. Das Buch ist für die breite Öffentlichkeit deshalb aus den genannten Gründen sehr informativ und interessant und sprachlich gut geschrieben, da es ihr eine Möglichkeit bietet, das Drama und Kaspertheater einer der führendsten und hochrangigsten Familie der Welt aus nächster Nähe mitzuerleben. Daraus kann jeder seine Lehren ziehen. Für Harry selbst aber hat das Buch auf lange Sicht gesehen sein Schicksal besiegelt. Wie lange sich allerdings Charles & Co. mit ihren fragwürdigen Aktionen noch halten können, bleibt ebenfalls abzuwarten. Die ihnen von Harry zugefügte Schmach – ob zu Recht oder Unrecht – wird die ganze Welt jedenfalls nie wieder vergessen. Semper aliquid haeret. Abschließend sei gesagt, war es ein erschütterndes, aber sehr lesenswertes Buch, das jedoch trotzdem kritisch und mit Vorbehalt gelesen werden muss, da man um Harrys schlechte psychische Verfassung mit Erinnerungslücken weiß. Mir jedenfalls tun alle Familienmitglieder – Meghan und Camilla ausgenommen – sehr leid, die alle irgendwie Opfer der Verhältnisse und ihrer eigenen Traumata sind und sich trotz ihrer großen Liebe zueinander gerade deswegen sehr verletzt haben. Man muss für alle tiefes Mitgefühl haben und hoffen, dass die Wahrheit bezüglich der womöglich korrupten Presse irgendwann herauskommt und sie dann auch noch jemand zum Wohle der gesamten Familie hören und akzeptieren will. Es wäre vor allem Harry zu wünschen, der seine Familie offenbar mehr braucht und liebt als diese ihn, auch wenn mir sein Vater ebenfalls sehr leid tut, der familiär offenbar zwischen allen Stühlen sitzt und sicher Harrys Bestes wollte und nach seinen Möglichkeiten alles versucht hat, was aber trotzdem – so scheint es – für Harry in seiner schwierigen Situation offenbar zu wenig war.