
Der Ernährungskompass: Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung
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Der Bestseller im Diät-Dschungel: Was ist gesund, was ist schädlich, wie ernähren wir uns richtig?
Wissenschaftsjournalist Bas Kast bricht, gerade 40-jährig, zusammen. Hat er mit Junkfood seine Gesundheit ruiniert? Eine Ernährungsumstellung soll helfen. Doch was ist wirklich gesund? Kast geht auf eine Entdeckungsreise in die aktuelle Alters- und Ernährungsforschung: Was essen besonders langlebige Völker? Wie nimmt man effizient ab? Lassen sich Altersleiden vermeiden? Kann man sich gezielt "jung essen"? Welche Nahrungsmittel halten wir für gesund, obwohl sie uns sogar schaden? Aus Tausenden sich zum Teil widersprechenden Studien filtert Kast die wissenschaftlich gesicherten Erkenntnisse über eine wirklich gesunde Kost heraus.
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- Spieldauer9 Stunden und 47 Minuten
- Erscheinungsdatum22. Juni 2018
- SpracheDeutsch
- ASINB07DQHQ4V2
- VersionUngekürzte Ausgabe
- FormatHörbuch
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Produktinformation
Spieldauer | 9 Stunden und 47 Minuten |
---|---|
Geschrieben von | Bas Kast |
Gesprochen von | Herbert Schäfer |
Audible.de Erscheinungsdatum | 22 Juni 2018 |
Verlag | Der Hörverlag |
Format | Hörbuch |
Version | Ungekürzte Ausgabe |
Sprache | Deutsch |
ASIN | B07DQHQ4V2 |
Amazon Bestseller-Rang | Nr. 144 in Audible Hörbücher & Originals (Siehe Top 100 in Audible Hörbücher & Originals) Nr. 1 in Diäten, Ernährung & gesunde Ernährung Nr. 2 in Diäten zum Abnehmen (Bücher) Nr. 54 in Gesundheit & Medizin |
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Da ich selber Buchautor UND Ernährungswissenschaftler bin, ist mir „Der Ernährungskompass“ auf der Buchmesse in Leipzig direkt aufgefallen als ich dort für eine Podiumsdiskussion über Ernährungtrends am Stand des „NutriCard-Kompetenzclusters Ernährungsforschung“ eingeladen war und ich habe ihn druckfrisch am Stand von C. Bertelsmann mitgenommen. Der Titel plus Untertitel „Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung“ hatte meine Neugierde geweckt. Außerdem wurde das Buch und der Autor gleich in mehreren starken Publikumsmedien wie STERN, FOCUS und Tageszeitungen gefeatured, neben einigen ausführlichen Fernsehinterviews.
Klar, Bücher müssen verkauft werden und ein bisschen Marketing muss auch sein, aber solch eine Aussicht mit einem Autor, der im Bereich Ernährung bisher keinerlei Expertise nachgewiesen hat, war eine sensationelle Ankündigung. Zwei weitere Zitate, die mir beim Durchblättern am Messestand direkt gefallen hatten: „profilsüchtige Ernährungs-Gurus“ (S. 169), die dem Autor mit ihren Ernährungsdogmen gegen den Strich gehen, weil die allzu oft davon überzeugt sind „man sei der einzige auf der Welt, der durchschaut hat, was wirklich dick und krank macht“ (S. 170). Der Ernährungskompass sollte nun für klare Sicht und Orientierung am Ratgeber-Horizont sorgen.
An dieser Stelle schon mal das Fazit für diejenigen, die nicht weiterlesen wollen:
Das Buch hätte mit dem vielversprechenden Titel mehr evidenzbasierte Hintergründe liefern müssen. Leider wurde dann aber mit Name-Dropping und Studienzitieren mehr suggeriert als wirklich dahinter steckt. Der Autor arbeitet sich an offiziellen Empfehlungen wie denen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ab, um am Ende die eigenen 12 Regeln aufzustellen, die mit den 10 Regeln der DGE nahezu deckungsgleich sind und hat vermutlich die letztes Jahr aktualisierte Fassung übersehen, wie anscheinend so vieles. Auch die vom Autor in Buch und Leitartikeln groß zitierte französische Mutter aller Studien (Anthony Fardet and Yves Boirie von 2014) ist bei weitem nicht so schlüssig wie er sie verkauft, Zitat aus der Schlussfolgerung: „In other words, the results obtained are most likely population dependent, and nutritional recommendations should be adapted according to the target at continental (e.g., Western vs. Asian countries), national, population, or individual levels“.
Letztlich bleibt der Autor überall so vage, nach dem Motto „kann so sein oder auch so, aber ich mache es so und ansonsten auch mal so oder so“, dass das Buch höchstens als Impuls dienen kann, generell mehr auf tatsächliche Relevanz und wissenschaftliche Evidenz zu bauen als auf Diät-Trash von zweifelhaftem Ursprung. Auch die Kompassnadeln sind unbrauchbar, da sie bei etwa 30.000 Lebensmitteln in einem Vollsortimenter-Supermarkt eine winzige Anzahl Lebensmittel abbilden bzw. -gruppen, was in der Realität kaum Orientierung bieten kann.
Aber warum gebe ich nur 2 Sterne?
2 Sterne plus: Schreibstil und journalistisches Storytelling ist sehr gelungen. Dafür 2 Sterne und dafür, dass der Autor den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation einmal erklärt hat.
1 Stern Abzug:
Für das Erwecken eines wissenschaftlichen Anscheins durch das simple Zitieren von wissenschaftlichen Studien gibt es einen Stern Abzug, zumal der Autor angibt vor allem Meta-Studien , was er definitiv nicht tut, wenn man den Literaturquellen im Anhang bis zur Originalquelle nachgeht. Wer schon wissenschaftlich gearbeitet hat (den Nachweis erbringt man normalerweise mit einer Doktorarbeit und nicht einer fachlichen Ausbildung zum Wissenschaftsjournalisten) und sich die Literaturquellen genauer ansieht, erkennt vielfach wenig aussagekräftige Studien mit Menschen, die alleine schon wegen der Teilnehmerzahl nicht als Grundlage für die Empfehlungen des Autors dienen können. Weiterhin werden Studien mit Insekten herangezogen, die selbstverständlich noch weniger Aussagekraft haben als Tierstudien (S.27, S. 59ff, S. 64, S. 72, S. 75, S. 77, S. 194, S. 210, S. 254, S. 272). In einem Beispiel (S. 272) wird für den Beleg der Aussagen „Mehr als die Hälfte unserer Erbgutaktivitäten unterliegt einem Tag-Nacht-Rhythmus“ eine Studie mit Fruchtfliegen angegeben ohne dies zu erwähnen und als wäre das beim Menschen genauso. Klar sind beim Menschen Tag-Nacht-Rhythmen von Bedeutung, aber das wussten schon die Griechen. Genau mit dieser Art Beweisführung wird pseudowissenschaftlich umrissen, warum bestimmte Zeitfenster zum Essen nach Ansicht des Autors eingehalten werden sollten. Erstens sind wir keine Fruchtfliegen und zweitens sind die dann folgenden Schlussfolgerungen ebenso verzerrend. Auf S. 273: „Überspitzt gesagt, verwandeln wir uns am späten Abend in einen temporären Diabetes-Patienten“. In der Quelle Hutchinson et al. 2017 heißt es in der Schlussfolgerung der Wissenschaftler eindeutig:“ „Good quality evidence for TRF(Anmerkung: zeitbegrenzte Nahrungsaufnahme) as a dietary approach to improve glucose control in humans is lacking“. Dann auf S. 273: „Es macht also sehr wohl einen Unterschied, wann wir was essen“, während in der zitierten Studie von Gill & Panda, immerhin mit Menschen, steht: „We did not find a simple positive correlation between the daily eating duration and BMI in our cohort.“ Und dann noch auf S. 273 wird die Studie von Jakobuwicz et al 2013 zitiert, die mit 93 Teilnehmern auch nach Anspruch des Autors wohl auch nicht aussagekräftig sein dürfte, wenn er sich denn daran halten würde. Denn die Teilnehmer waren alle adipös und für gesunde Menschen ließ sich somit keinerlei sinnvolle Empfehlungen ableiten. Nach weiteren wilden Spekulationen über den Einfluss von Melatonin als einer von mehr als 100 genetischen Einflussfaktoren für Diabetes, wenn man eine bestimmte Mutation aufweist (S. 274), kommt der Autor auf S. 275 schlussendlich zur Erkenntnis „Ein optimales Zeitfenster gibt es derzeit nicht“ (übrigens richtig, weil… ja, weil es einfach keines gibt! Wer hätte das gedacht…) um dann aber auf S. 290 in seinem Schlankmachertipp Nr. 3 bzw. Kompass-Regel Nr. 9 wieder Zeitfensteressen zu empfehlen. Aber dann auch wieder in einer vagen, sich nicht festlegenden Art und Weise, wie sie sich durch jeden Teil des Buches zieht: „Bis zu einem gewissen Grad gilt wahrscheinlich: Je kürzer das Zeitfenster zum Essen, desto wirksamer.“ Für einen Schlankmachertipp und die fehlende Evidenz ziemlich dürftig…
1 Stern Abzug:
Der Autor hat immerhin Biologie studiert und bringt in seinem Buch einige schöne Diagramme und sogar Strukturformeln von Fettsäuren. Dennoch werden Erkenntnisse der letzten 100 Jahre Bio-Forschung entweder mangels Wissen oder zum Nutzen für die Kompass-Strategie missachtet. Beispiel Protein: Es wird ein eigener Proteinmythos generiert mit der Argumentation, dass Mormonen-Grillen erst gesättigt sind, wenn Sie genügend Protein aufgenommen haben und deshalb ist auch für uns Menschen Protein so wichtig zur Sättigung (S. 67), nicht etwa die aufgenommene Energiemenge. Hier lernt man schon im Bio-Grundkurs, dass laut dem Kleibers Gesetz die Stoffwechselrate von Säugetieren (daher schonmal wieder kein Vergleich mit Mormonengrille) mit der Potenz von 0,75 zum Körpergewicht wächst und daher ein Elefant selbstverständlich mehr Energiekalorien in Form von Kohlenhydraten und auch Fett benötigt als eine Maus. Der Proteinumsatz steig ebenfalls mit dem Körpergewicht, aber proportional nicht zur Potenz. Auch beim Menschen. Dabei liegt der klinisch festgestellte Bedarf bei 0,3 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Die empfohlene Zufuhr von 0,7 Gramm enthält bereits Sicherheitszuschläge. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mehr als 50% der Nahrungskalorien in Form komplexer Kohlenhydrate aufzunehmen ist daher auch nicht verkehrt, auch wenn der Autor das auf S. 98 so darstellt, um später Reis, Kartoffeln und Weißbrot als ungesund (u.a. weil sie den Alterungsprozess ankurbeln würden, S. 213) zu deklarieren und auf S. 99 zu schreiben, dass die Okinawa- (85% Kohlenhydrate), Tsimané- (72% Kohlenhydrate), Adventisten- (55% Kohlenhydrate) und Mittelmeer-Diät (38% Kohlenhydrate) allesamt sehr gesund sind und man damit alt werden kann. Zudem wird die wohl wichtigste Studie im Zusammenhang mit Kohlenhydraten (PURE-Study) im Buch in einem völlig anderen Zusammenhang zitiert (S. 226) anstatt hier, denn dort wurde keinerlei schädlicher Effekt einer Kohlenhydratzufuhr bis zu 70% der Nahrungsenergie gefunden im Vergleich zu einer geringen Zufuhr. Andere Sachfehler wie Muskel- und Leberzellen benötigen Insulin für die Zuckeraufnahme (S. 298) usw. seien hier auch noch genannt oder mTOR als derart zentrales Element für sämtliche ernährungsassoziierten Erkrankungsbilder herauszustellen, was bei weitem die Komplexität unterschreitet, die es zudem auch noch zu erforschen gilt bevor man quasi die neue monotheistische Herrschaft von mTOR ausruft.
1 letzter Stern Abzug:
Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat der Autor laut eigener Aussage in o.g. Publikumsmedien am Tag 20 bis 30 Studien gelesen und so müssen im Laufe der Jahre mehrere Tausend Studien ausgewertet worden sein. Das darf man getrost als Storytelling abtun. Auch die heftigen Herzkrämpfe während des Joggens sollten den Autor direkt zum Internisten führen. Vielleicht war er dort, sagt es aber nicht. Empfiehlt es auch nicht ein einziges Mal, falls den Lesern etwas Ähnliches wiederfahren sollte. Stattdessen wird das persönliche Erweckungserlebnis hochstilisiert zu „Ich wollte mich selber heilen“. Gutes Storytelling wie gesagt…
Es gibt angesehene und seriöse Einrichtungen, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Chochrane Deutschland, das Robert Koch-Institut oder Max Rubner-Institut, die mit aufwendigen systematischen Untersuchungen erforschen, wie wir MENSCHEN uns in DEUTSCHLAND ernähren und was uns möglicherweise nicht so gut tut. Viele Studien, die der Autor nennt, beziehen sich auf die USA oder andere Länder. Auch die französische Meta-Studie ist kaum geeignet allgemeine Empfehlungen abzuleiten, wie die Autoren es selber schreiben. Der Autor tut genau das, was er in den oben erwähnten Zitaten den „Gurus“ angelastet hat: an vielen Stellen vereinfacht er so stark, dass die Zusammenhänge verzerrt oder verfälscht werden. Chia-Samen empfiehlt er alleine in seinen 12 Regeln an mindestens drei Stellen. Die Mittelmeer-Diät führt auch nicht automatisch zu weniger Adipositas (S. 100 ff). Die aktuellen Eurostat-Daten dazu: Die höchste Rate für Adipositas hat Malta (26%!!) gefolgt von Kroatien (18%), Griechenland (17,3%), Spanien (16,7%), Portugal (16,6%), sie liegen über dem EU-Durchschnitt von 15,9% und Deutschland liegt bei 16,9%. Unterhalb liegen nur Frankreich (15,3%), Zypern (14,5%) und Italien (10,7%). Weiterhin hebt auch der Autor selbst auf unterschiedliche Nährstoffe ab, die es angeblich zu substituieren gilt, u.a. um Hirnschrumpfen zu verhindern. Beispiel Omega-3 Fettsäuren. Ja, für die frühkindliche Gehirnentwicklung sind diese von Bedeutung, aber dass es beim Erwachsenen bisher irgendwelche Vorteile hat, sie als Pille aufzunehmen, ist laut Chochrane-Deutschland nicht belegt, es schadet zum Glück auch nicht, außer dem Geldbeutel. Dennoch gibt der Autor den Hinweis besonders auf „molekular aufgereinigte“ Kapseln zu setzen, die kein Quecksilber oder andere Schadstoffe enthalten. Das tun laut Stiftung Warentest zwar selbst die Präparate vom Drogeriemarkt nicht, aber dafür werden bei Amazon Kapseln von einer norwegischen Firma verkauft, die ausgerechnet molekular aufgereinigte Kapseln anbietet. Bei „Wer diesen Artikel kaufte, kaufte auch …“ taucht ein bestimmtes Buch auf…dreimal dürfen Sie raten. Kann der Autor natürlich nichts dafür, aber man sieht den Effekt solcher Informationen sehr gut …
Die Studienlage zu Milch ist ebenfalls wohl kaum umfassend recherchiert worden, um zu behaupten, dass die meisten Studien von der Industrie finanziert wurden. Ausgerechnet die zitierte Quelle Guo et al. (S. 191) wurde zwar von der Global Dairy Platform mitfinanziert, zeigt aber, dass Milch kaum Einfluss auf die Herzgesundheit hat, und empfiehlt daher Ersatzprodukte auch auf pflanzlicher Basis sollten besser erforscht werden. Das liest sich nicht nach Pro-Milch. Die weitere Quelle ist Sekundärliteratur der Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestlé und kaum aussagekräftig, aber laut dem Autor wurden doch nur die qualitativ besten Studien ausgewertet, zu denen er im Vergleich zu normalen Menschen als Wissenschaftsjournalist Zugang hat?
Auch die Horrorgeschichte über IGF-1 als krebsfördernden Wachstumsfaktor in Trinkmilch deutet auf mangelhafte Recherche hin: hier wird u.a. als Quelle Melnik et al. (S. 191) herangezogen, der lediglich in-vitro Studien durchgeführt hat. Wieder keine Evidenz. Laut Max Rubner-Institut konnte in der bisher einzig mit Menschen durchgeführten Studie kein intaktes IGF-1 nach Milchkonsum im Blut nachgewiesen. Generell ist es fragwürdig, wenn der Autor dann aber doch 1-2 Gläser Milch am Tag für „okay“ hält. Und schon wieder eine vage sowie irrelevante Aussage. Der tatsächliche Verzehr in Deutschland liegt laut Nationaler Verzehrstudie bei 100 ml (Frauen) bis 130 ml (Männer) pro Tag. Reine Panikmache also. Auch Mythen wie „Galaktose ist eine Art Sekundenkleber, der zu vorzeitiger Alterung führt“ sind vollkommen unnötig. Ebenso könnte man in der Türkei davor warnen zuviel Schweinefleisch zu essen. Hier wäre noch viele mehr zu nennen, aber es gäbe damit ein komplettes Buch zu füllen.

Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 2. März 2023
Da ich selber Buchautor UND Ernährungswissenschaftler bin, ist mir „Der Ernährungskompass“ auf der Buchmesse in Leipzig direkt aufgefallen als ich dort für eine Podiumsdiskussion über Ernährungtrends am Stand des „NutriCard-Kompetenzclusters Ernährungsforschung“ eingeladen war und ich habe ihn druckfrisch am Stand von C. Bertelsmann mitgenommen. Der Titel plus Untertitel „Das Fazit aller wissenschaftlichen Studien zum Thema Ernährung“ hatte meine Neugierde geweckt. Außerdem wurde das Buch und der Autor gleich in mehreren starken Publikumsmedien wie STERN, FOCUS und Tageszeitungen gefeatured, neben einigen ausführlichen Fernsehinterviews.
Klar, Bücher müssen verkauft werden und ein bisschen Marketing muss auch sein, aber solch eine Aussicht mit einem Autor, der im Bereich Ernährung bisher keinerlei Expertise nachgewiesen hat, war eine sensationelle Ankündigung. Zwei weitere Zitate, die mir beim Durchblättern am Messestand direkt gefallen hatten: „profilsüchtige Ernährungs-Gurus“ (S. 169), die dem Autor mit ihren Ernährungsdogmen gegen den Strich gehen, weil die allzu oft davon überzeugt sind „man sei der einzige auf der Welt, der durchschaut hat, was wirklich dick und krank macht“ (S. 170). Der Ernährungskompass sollte nun für klare Sicht und Orientierung am Ratgeber-Horizont sorgen.
An dieser Stelle schon mal das Fazit für diejenigen, die nicht weiterlesen wollen:
Das Buch hätte mit dem vielversprechenden Titel mehr evidenzbasierte Hintergründe liefern müssen. Leider wurde dann aber mit Name-Dropping und Studienzitieren mehr suggeriert als wirklich dahinter steckt. Der Autor arbeitet sich an offiziellen Empfehlungen wie denen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ab, um am Ende die eigenen 12 Regeln aufzustellen, die mit den 10 Regeln der DGE nahezu deckungsgleich sind und hat vermutlich die letztes Jahr aktualisierte Fassung übersehen, wie anscheinend so vieles. Auch die vom Autor in Buch und Leitartikeln groß zitierte französische Mutter aller Studien (Anthony Fardet and Yves Boirie von 2014) ist bei weitem nicht so schlüssig wie er sie verkauft, Zitat aus der Schlussfolgerung: „In other words, the results obtained are most likely population dependent, and nutritional recommendations should be adapted according to the target at continental (e.g., Western vs. Asian countries), national, population, or individual levels“.
Letztlich bleibt der Autor überall so vage, nach dem Motto „kann so sein oder auch so, aber ich mache es so und ansonsten auch mal so oder so“, dass das Buch höchstens als Impuls dienen kann, generell mehr auf tatsächliche Relevanz und wissenschaftliche Evidenz zu bauen als auf Diät-Trash von zweifelhaftem Ursprung. Auch die Kompassnadeln sind unbrauchbar, da sie bei etwa 30.000 Lebensmitteln in einem Vollsortimenter-Supermarkt eine winzige Anzahl Lebensmittel abbilden bzw. -gruppen, was in der Realität kaum Orientierung bieten kann.
Aber warum gebe ich nur 2 Sterne?
2 Sterne plus: Schreibstil und journalistisches Storytelling ist sehr gelungen. Dafür 2 Sterne und dafür, dass der Autor den Unterschied zwischen Kausalität und Korrelation einmal erklärt hat.
1 Stern Abzug:
Für das Erwecken eines wissenschaftlichen Anscheins durch das simple Zitieren von wissenschaftlichen Studien gibt es einen Stern Abzug, zumal der Autor angibt vor allem Meta-Studien , was er definitiv nicht tut, wenn man den Literaturquellen im Anhang bis zur Originalquelle nachgeht. Wer schon wissenschaftlich gearbeitet hat (den Nachweis erbringt man normalerweise mit einer Doktorarbeit und nicht einer fachlichen Ausbildung zum Wissenschaftsjournalisten) und sich die Literaturquellen genauer ansieht, erkennt vielfach wenig aussagekräftige Studien mit Menschen, die alleine schon wegen der Teilnehmerzahl nicht als Grundlage für die Empfehlungen des Autors dienen können. Weiterhin werden Studien mit Insekten herangezogen, die selbstverständlich noch weniger Aussagekraft haben als Tierstudien (S.27, S. 59ff, S. 64, S. 72, S. 75, S. 77, S. 194, S. 210, S. 254, S. 272). In einem Beispiel (S. 272) wird für den Beleg der Aussagen „Mehr als die Hälfte unserer Erbgutaktivitäten unterliegt einem Tag-Nacht-Rhythmus“ eine Studie mit Fruchtfliegen angegeben ohne dies zu erwähnen und als wäre das beim Menschen genauso. Klar sind beim Menschen Tag-Nacht-Rhythmen von Bedeutung, aber das wussten schon die Griechen. Genau mit dieser Art Beweisführung wird pseudowissenschaftlich umrissen, warum bestimmte Zeitfenster zum Essen nach Ansicht des Autors eingehalten werden sollten. Erstens sind wir keine Fruchtfliegen und zweitens sind die dann folgenden Schlussfolgerungen ebenso verzerrend. Auf S. 273: „Überspitzt gesagt, verwandeln wir uns am späten Abend in einen temporären Diabetes-Patienten“. In der Quelle Hutchinson et al. 2017 heißt es in der Schlussfolgerung der Wissenschaftler eindeutig:“ „Good quality evidence for TRF(Anmerkung: zeitbegrenzte Nahrungsaufnahme) as a dietary approach to improve glucose control in humans is lacking“. Dann auf S. 273: „Es macht also sehr wohl einen Unterschied, wann wir was essen“, während in der zitierten Studie von Gill & Panda, immerhin mit Menschen, steht: „We did not find a simple positive correlation between the daily eating duration and BMI in our cohort.“ Und dann noch auf S. 273 wird die Studie von Jakobuwicz et al 2013 zitiert, die mit 93 Teilnehmern auch nach Anspruch des Autors wohl auch nicht aussagekräftig sein dürfte, wenn er sich denn daran halten würde. Denn die Teilnehmer waren alle adipös und für gesunde Menschen ließ sich somit keinerlei sinnvolle Empfehlungen ableiten. Nach weiteren wilden Spekulationen über den Einfluss von Melatonin als einer von mehr als 100 genetischen Einflussfaktoren für Diabetes, wenn man eine bestimmte Mutation aufweist (S. 274), kommt der Autor auf S. 275 schlussendlich zur Erkenntnis „Ein optimales Zeitfenster gibt es derzeit nicht“ (übrigens richtig, weil… ja, weil es einfach keines gibt! Wer hätte das gedacht…) um dann aber auf S. 290 in seinem Schlankmachertipp Nr. 3 bzw. Kompass-Regel Nr. 9 wieder Zeitfensteressen zu empfehlen. Aber dann auch wieder in einer vagen, sich nicht festlegenden Art und Weise, wie sie sich durch jeden Teil des Buches zieht: „Bis zu einem gewissen Grad gilt wahrscheinlich: Je kürzer das Zeitfenster zum Essen, desto wirksamer.“ Für einen Schlankmachertipp und die fehlende Evidenz ziemlich dürftig…
1 Stern Abzug:
Der Autor hat immerhin Biologie studiert und bringt in seinem Buch einige schöne Diagramme und sogar Strukturformeln von Fettsäuren. Dennoch werden Erkenntnisse der letzten 100 Jahre Bio-Forschung entweder mangels Wissen oder zum Nutzen für die Kompass-Strategie missachtet. Beispiel Protein: Es wird ein eigener Proteinmythos generiert mit der Argumentation, dass Mormonen-Grillen erst gesättigt sind, wenn Sie genügend Protein aufgenommen haben und deshalb ist auch für uns Menschen Protein so wichtig zur Sättigung (S. 67), nicht etwa die aufgenommene Energiemenge. Hier lernt man schon im Bio-Grundkurs, dass laut dem Kleibers Gesetz die Stoffwechselrate von Säugetieren (daher schonmal wieder kein Vergleich mit Mormonengrille) mit der Potenz von 0,75 zum Körpergewicht wächst und daher ein Elefant selbstverständlich mehr Energiekalorien in Form von Kohlenhydraten und auch Fett benötigt als eine Maus. Der Proteinumsatz steig ebenfalls mit dem Körpergewicht, aber proportional nicht zur Potenz. Auch beim Menschen. Dabei liegt der klinisch festgestellte Bedarf bei 0,3 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Die empfohlene Zufuhr von 0,7 Gramm enthält bereits Sicherheitszuschläge. Die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung mehr als 50% der Nahrungskalorien in Form komplexer Kohlenhydrate aufzunehmen ist daher auch nicht verkehrt, auch wenn der Autor das auf S. 98 so darstellt, um später Reis, Kartoffeln und Weißbrot als ungesund (u.a. weil sie den Alterungsprozess ankurbeln würden, S. 213) zu deklarieren und auf S. 99 zu schreiben, dass die Okinawa- (85% Kohlenhydrate), Tsimané- (72% Kohlenhydrate), Adventisten- (55% Kohlenhydrate) und Mittelmeer-Diät (38% Kohlenhydrate) allesamt sehr gesund sind und man damit alt werden kann. Zudem wird die wohl wichtigste Studie im Zusammenhang mit Kohlenhydraten (PURE-Study) im Buch in einem völlig anderen Zusammenhang zitiert (S. 226) anstatt hier, denn dort wurde keinerlei schädlicher Effekt einer Kohlenhydratzufuhr bis zu 70% der Nahrungsenergie gefunden im Vergleich zu einer geringen Zufuhr. Andere Sachfehler wie Muskel- und Leberzellen benötigen Insulin für die Zuckeraufnahme (S. 298) usw. seien hier auch noch genannt oder mTOR als derart zentrales Element für sämtliche ernährungsassoziierten Erkrankungsbilder herauszustellen, was bei weitem die Komplexität unterschreitet, die es zudem auch noch zu erforschen gilt bevor man quasi die neue monotheistische Herrschaft von mTOR ausruft.
1 letzter Stern Abzug:
Um der Sache auf den Grund zu gehen, hat der Autor laut eigener Aussage in o.g. Publikumsmedien am Tag 20 bis 30 Studien gelesen und so müssen im Laufe der Jahre mehrere Tausend Studien ausgewertet worden sein. Das darf man getrost als Storytelling abtun. Auch die heftigen Herzkrämpfe während des Joggens sollten den Autor direkt zum Internisten führen. Vielleicht war er dort, sagt es aber nicht. Empfiehlt es auch nicht ein einziges Mal, falls den Lesern etwas Ähnliches wiederfahren sollte. Stattdessen wird das persönliche Erweckungserlebnis hochstilisiert zu „Ich wollte mich selber heilen“. Gutes Storytelling wie gesagt…
Es gibt angesehene und seriöse Einrichtungen, wie die Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Chochrane Deutschland, das Robert Koch-Institut oder Max Rubner-Institut, die mit aufwendigen systematischen Untersuchungen erforschen, wie wir MENSCHEN uns in DEUTSCHLAND ernähren und was uns möglicherweise nicht so gut tut. Viele Studien, die der Autor nennt, beziehen sich auf die USA oder andere Länder. Auch die französische Meta-Studie ist kaum geeignet allgemeine Empfehlungen abzuleiten, wie die Autoren es selber schreiben. Der Autor tut genau das, was er in den oben erwähnten Zitaten den „Gurus“ angelastet hat: an vielen Stellen vereinfacht er so stark, dass die Zusammenhänge verzerrt oder verfälscht werden. Chia-Samen empfiehlt er alleine in seinen 12 Regeln an mindestens drei Stellen. Die Mittelmeer-Diät führt auch nicht automatisch zu weniger Adipositas (S. 100 ff). Die aktuellen Eurostat-Daten dazu: Die höchste Rate für Adipositas hat Malta (26%!!) gefolgt von Kroatien (18%), Griechenland (17,3%), Spanien (16,7%), Portugal (16,6%), sie liegen über dem EU-Durchschnitt von 15,9% und Deutschland liegt bei 16,9%. Unterhalb liegen nur Frankreich (15,3%), Zypern (14,5%) und Italien (10,7%). Weiterhin hebt auch der Autor selbst auf unterschiedliche Nährstoffe ab, die es angeblich zu substituieren gilt, u.a. um Hirnschrumpfen zu verhindern. Beispiel Omega-3 Fettsäuren. Ja, für die frühkindliche Gehirnentwicklung sind diese von Bedeutung, aber dass es beim Erwachsenen bisher irgendwelche Vorteile hat, sie als Pille aufzunehmen, ist laut Chochrane-Deutschland nicht belegt, es schadet zum Glück auch nicht, außer dem Geldbeutel. Dennoch gibt der Autor den Hinweis besonders auf „molekular aufgereinigte“ Kapseln zu setzen, die kein Quecksilber oder andere Schadstoffe enthalten. Das tun laut Stiftung Warentest zwar selbst die Präparate vom Drogeriemarkt nicht, aber dafür werden bei Amazon Kapseln von einer norwegischen Firma verkauft, die ausgerechnet molekular aufgereinigte Kapseln anbietet. Bei „Wer diesen Artikel kaufte, kaufte auch …“ taucht ein bestimmtes Buch auf…dreimal dürfen Sie raten. Kann der Autor natürlich nichts dafür, aber man sieht den Effekt solcher Informationen sehr gut …
Die Studienlage zu Milch ist ebenfalls wohl kaum umfassend recherchiert worden, um zu behaupten, dass die meisten Studien von der Industrie finanziert wurden. Ausgerechnet die zitierte Quelle Guo et al. (S. 191) wurde zwar von der Global Dairy Platform mitfinanziert, zeigt aber, dass Milch kaum Einfluss auf die Herzgesundheit hat, und empfiehlt daher Ersatzprodukte auch auf pflanzlicher Basis sollten besser erforscht werden. Das liest sich nicht nach Pro-Milch. Die weitere Quelle ist Sekundärliteratur der Ernährungswissenschaftlerin Marion Nestlé und kaum aussagekräftig, aber laut dem Autor wurden doch nur die qualitativ besten Studien ausgewertet, zu denen er im Vergleich zu normalen Menschen als Wissenschaftsjournalist Zugang hat?
Auch die Horrorgeschichte über IGF-1 als krebsfördernden Wachstumsfaktor in Trinkmilch deutet auf mangelhafte Recherche hin: hier wird u.a. als Quelle Melnik et al. (S. 191) herangezogen, der lediglich in-vitro Studien durchgeführt hat. Wieder keine Evidenz. Laut Max Rubner-Institut konnte in der bisher einzig mit Menschen durchgeführten Studie kein intaktes IGF-1 nach Milchkonsum im Blut nachgewiesen. Generell ist es fragwürdig, wenn der Autor dann aber doch 1-2 Gläser Milch am Tag für „okay“ hält. Und schon wieder eine vage sowie irrelevante Aussage. Der tatsächliche Verzehr in Deutschland liegt laut Nationaler Verzehrstudie bei 100 ml (Frauen) bis 130 ml (Männer) pro Tag. Reine Panikmache also. Auch Mythen wie „Galaktose ist eine Art Sekundenkleber, der zu vorzeitiger Alterung führt“ sind vollkommen unnötig. Ebenso könnte man in der Türkei davor warnen zuviel Schweinefleisch zu essen. Hier wäre noch viele mehr zu nennen, aber es gäbe damit ein komplettes Buch zu füllen.

… aber für mich persönlich zu wenig umfassend (sprich: zu allgemein, zu wenig detailliert) fand ich diesen Ernährungskompass.
Eher ein grober Überblick über wichtige Erkenntnisse in der Ernährungslehre und diverse Lebensmittel sowie einige Vertiefungen in ein paar - vom Autor - ausgewählte Themen!
Für jeden interessierten Leser einfach und verständlich dargelegt.
Sehr positiv finde ich, dass man so einiges Aussagekräftiges und sehr Interessantes über die drei Nährstoffgruppen Eiweiß, Kohlenhydrate und Fett und wie der menschliche Körper diese nun genau (!) verstoffwechselt, erfährt.
Ein ganz besonders interessantes – weil für mich ziemlich neues - Thema: Was und wie kommt der sog. Eiweißhunger/Eiweißeffekt zustande und welche Folgen hat er für das Essverhalten des Menschen? Als Grundidee erwähnt er dabei ein sehr seltsam anmutendes Tier-Experiment mit der Mormonengrille – welches sich jedoch als sehr aufschlussreich (auch was den Menschen betrifft) entpuppt.
Oder welche Körperstrukturen Zellalterung bzw. Entzündungen vorantreiben, durch was diese beiden Mechanismen ausgelöst werden und in welchen Lebensmitteln diese Auslöser – grob betrachtet – stecken.
Ich habe hierbei Dinge erfahren, welche ich – trotz meiner jahrelangen Beschäftigung mit der Ernährungslehre – nicht gewusst habe.
Positiv anzumerken wäre, dass der Autor zwar einige für ihn glaubwürdige Studien herauspickt (zur Veranschaulichung einiger Sachverhalte), aber dennoch nicht komplett auf Studien allgemein vertraut und zudem betont, dass sie oft widersprüchlich sind (je nachdem wie sie zustande kommen und wer sie in Auftrag gab).
Meistens analysiert der Autor hier Tier-Studien, welche kontrollierter ablaufen als Humanstudien (weil die Tiere eingesperrt sind und wirklich nur das bekommen, was die Wissenschaftler ihnen geben) und dadurch aussagekräftiger sind, aber nicht unbedingt auf Menschen übertragbar sein müssen (was er auch erwähnt).
Als Problemlösung bzgl. der Verwirrtheit aufgrund widersprüchlicher Humanstudien bietet er hier zudem von unabhängigen Institutionen getätigte Meta-Meta-Analysen an, also Analysen über die Studien-Schlussfolgerungen aller Studien der letzten Jahrzehnte (d.h. wieviel Prozent der Studien allgemein dieses oder jenes Lebensmittel als der Gesundheit zuträglich, neutral oder abträglich festgestellt haben … doch auch hier nur allgemeine Lebensmittel(gruppen) wie Vollkornprodukte, Gemüse, Obst, Milch & Milchprodukte (separat), rotes/verarbeitetes Fleisch/Wurst, Geflügel, Fisch, Hülsenfrüchte, Nüsse & Samen, Eier, Wein, Tee, Kaffee sowie gesüßte Getränke.
Manch Ernährungsmythos wird hier zudem zerstört bzw. bekräftigt.
Nebenbei gesagt: Manch ein Rezensent kreidet das Studien-Herauspicken an, doch wie soll der Autor das bitte denn sonst machen? Sein Buch umfasst etwas mehr als 300 Seiten und ist dadurch nicht zu anstrengend und damit leserfreundlich. Müsste er ALLE existierenden Studien abarbeiten, würde ihn das nicht nur zuviel an Lebenszeit kosten, sondern sein Werk in eine Enzyklopädie von zig Bänden verwandeln. Trotz allem hat sich der Autor relativ (!) tief (tiefer als so manch Ernährungs-interessierter Laie) in die Materie eingelesen und erscheint dadurch sehr kompetent, wenn auch nicht allwissend und sieht sich schon gar nicht als Botschafter einer allgemein gültigen Ernährungsweisheit, wie manch frustrierter Leser wohl (insgeheim) gehofft hat (entweder um ihn als einen neuen Ernährungs-Guru zu bejubeln oder um über ihn abzulästern, was neuerdings groß in Mode ist) . Doch ein bisschen Realitäts-Sinn und Fairness sollte man als Leser schon haben. „Der Ernährungskompass“ ist eben nur das Ernährungs-Fazit des sterblichen Wissenschaftsjournalisten Bas Kast.
Wer es etwas mehr (!) komplizierter, komplexer und wissenschaftlicher haben will kann sich ja das umfassendere und anstrengendere Buch von Dr. Jacobs zu Gemüte führen. Dieser kommt aber auch zu einem etwas anderen Fazit (der aber nicht SO sehr von diesem hier abweicht). Das Jacobs-Buch ist allerdings schon 2012 erschienen und berücksichtig daher nicht die jüngsten Studien der letzten Jahre. Bei Interesse: Dr. Jacobs Weg des genussvollen Verzichts: Die effektivsten Maßnahmen zur Prävention und Therapie von Zivilisationskrankheiten: Metabolisches Syndrom ... • Rheuma • Prostata- und Brustkrebs
Positiv finde ich auch, dass der Autor keine Ernährungsweise als die einzig richtige für JEDEN Menschen erachtet (auch wenn er die richtige Ernährungsweise als Fazit seiner Studien für sich selber entdeckt hat und sie deshalb besonders lobt … ist eben auch nur ein Mensch der Autor). Er erklärt aber auch genau, warum er diese Ernährung (nämlich die Mittelmeerdiät – und zwar das ursprüngliche Original) wählte und warum sie durchaus für die Mehrheit der Menschheit passend wäre … natürlich mit entsprechendem Spielraum für einzelne Individuen.
Bezüglich einer auf den jeweiligen individuellen menschlichen Organismus abgestimmter Ernährungsweise, erwähnt er auch Insulin-resistente und Insulin-sensitive Menschen, was ebenfalls sehr interessant ist (und mich dazu brachte einen Termin bei meinem Hausarzt zwecks einer Laboruntersuchung meines Blutes zu vereinbaren um herauszufinden, zu welcher Gruppe ich wohl gehören könnte).
Der Autor kreidet auch manche berühmt-berüchtigten Ernährungs-Gurus an, welche dieses oder jenes Lebensmittel bzw. Nährstoffgruppe verteufeln und damit in den verwirrten Lesern, die einfach nur das Richtige essen möchten, teilweise Panik auslösen (ohne sie jedoch als komplette Idioten abzustempeln) und erklärt, warum diese zwar durchaus im Kern richtig liegen könnten, jedoch zu wenig differenzieren und sich dadurch auf absolutistische Dogmen versteifen, die nicht für jeden gelten können und dadurch irreführen.
Des Weiteren geht er auch auf mögliche Ursachen und Folgen von Übergewicht ein und erklärt auch diverse Sachverhalte die damit in Zusammenhang stehen (z.B. was das Bauchfett – also das Fett zwischen den Organen - mit dem menschlichen Körper anstellt).
Einige Sachverhalte veranschaulicht der Autor in Grafiken bzw. Bildern und auch in „Kompass-Form“ - aber für mich persönlich hier zu wenig umfassend!
Z.B. erklärt der Autor warum Kartoffeln und weißer Reis der Gesundheit eher abträglich sind (Stichworte: Blutzucker-Peaks und enorme Insulinausschüttung sowie Giftstoffe) … aber ich persönlich esse lieber Süsskartoffeln und Vollkornreis und auch Pseudogetreide wie Buchweizen oder auch mal Quinoa oder Couscous. Wie diese Lebensmittel zu bewerten sind, das erfahre ich in diesem Buch leider nicht. Wie gesagt … informativ, aber zu wenig umfassend … eben nur ein grober Überblick.
Insgesamt bewerte ich „Der Ernährungskompass“ aber als sehr lesenswert.
Nicht nur, dass die Erzähl-und Schreibweise des Autors sehr angenehm ist und zum Weiterlesen animiert. Nein, die komplexen Themen werden sehr veranschaulich dargestellt, sodass auch Jugendliche und Nicht-Ernährungsexperten leicht in die Thematik einsteigen können.
Ach und der Autor Bas Kast ist NICHT polemisch und/oder Panik-schürend, wie manch ein selbsternannter Ernährungsexperte, der einen Haufen Kohle mit seinem Werk verdient.
Das Buch enthielt für mich viele wertvolle Infos, wenn auch nicht alle die ich mir gewünscht hätte (und das dürfte auch für viele andere Leser gelten).
Auf jeden Fall hat der Autor dafür gesorgt, dass ich meine Angst vor Fett (im Essen) größtenteils überwunden habe (obwohl die alte Ernährungslehre – über Jahrzehnte propagiert - sehr tief sitzt wie ein Kindheitstrauma) und mir auch wertvolle Tipps gegeben, z.B. woran man ein wirklich (!) gutes Olivenöl erkennt. Oder dass man Milch und Milchprodukte ernährungsphysiologisch besser trennen sollte (weil die Fermentation eben doch Einiges an diesem Lebensmittel verändert und beide dadurch eine andere Wirkung auf den menschlichen Körper haben). Und noch vieles mehr! Ich kann dieses sympathisch geschriebene Sachbuch wirklich nur empfehlen. Erwartet aber keine weltbewegenden Offenbarungen bzgl. der Ernährungslehre!
Zum Schluss gebe ich noch die (grobe) Inhaltsangabe des Buches wider (welche im Buch selber noch weiter in einzelne Unterkapitel unterteilt ist):
-Einführung
- Proteine I – Der schlank machende Eiweißeffekt
- Proteine II – Motor von Wachstum und Alterung
- Intermezzo – Die entscheidende Zutat der idealen Diät sind Sie
- Kohlenhydrate I – Zucker, das verführerische, gefährliche Zwitterwesen
- Kohenhydrate II – Warum der Körper mancher Menschen nur auf Low Carb anspricht
- Kohlenhydrate III – So erkennt man gesunde Kohlenhydrate
- Intermezzo – Getränke: Milch, Kaffee, Tee und Alkohol
- Fette I - Ein Schnupperkurs in der Welt der Fette am Beispiel Olivenöl
- Fette II – Gesättigte Fettsäuren: Palmöl, Butter und Käse
- Fette III – Fettiger Fisch und Omega-3-Fettsäuren als Schlankmacher. Oder Nahrung als Information
- Keine Vitaminpillen! Bis auf …
- Das Timing von Essen und die wirkungsvolle Art des Fastens
- Meine 12 wichtigsten Ernährungstipps
- Literatur
- Anmerkungen
- Register
- Abbildungsnachweis
- Seite 46-47: Verarbeitete Lebensmittel machen uns fett. Warum? Weil sie proteinverdünnt / eiweissverdünnt sind. Sie sind verfettet, verzuckert oder beides.
- Seite 41: Gezüchtetes Fleisch hat 20% Fett. Wildfleisch hat 4% Fett.
- Seite 86: Fisch hat viel Protein. Fisch enthält auch Vitamin B und D.
- Seite 214 und Seite 261: Lebensmittel mit hohem Fettanteil die gesund sind: Olivenöl, Leinsamen, Nüsse, Avocado, dunkle Schokolade mit hohem Kakaoanteil. Fettiger Fisch wie Lachs, Hering, Makrele, Forelle und Sardine.
- Seite 273: Morgens lassen sich Kohlenhydrate am besten wegstecken, da unsere Insulinempfindlichkeit morgens am höchtens ist. So ist der Blutzuckeranstieg morgens nach einer Mahlzeit am geringsten. Abends ist es problematisch für den Körper Kohlenhydrate zu essen.
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