Ich schreibe das hier in der vagen Hoffnung, das irgendjemand, der sich ernsthaft für gute Filme, Serien, Bücher und Geschichten im allgemeinen kümmert, das hier liest. Ich werde dieses Review so gut ich kann Spoilerfrei und Meinungsfrei halten und mich auf die Fakten konzentrieren.
Reden wir über Star Trek und wie man eine Geschichte schreibt und was Kurtzman daran alles falsch macht.
Zuerst die Grundlage: Wenn man eine Geschichte schreibt, muss man daran denken, ob es eine eigene ist, oder ob sie auf bestehendem Material aufbaut. Es ist, speziell bei bekannten Geschichten und IPs, wie Star Wars, Star Trek etc. absolute Notwendigkeit, die etablierten Regeln zu respektieren, wie auch die Welt, die vorher aufgebaut wurde zu bereichern und ihre Geografie, politische und kulturelle Struktur und Charaktere zu respektieren. Wie z.b. Kurtzman, der seine Geschichten im etablierten Star Trek Universum von Gene Roddenberry einfügt. Leider aber hat Kurtzman diese erste, grundlegendste und einfachste Regel des Storytellings weder verstanden noch interessiert sie ihn. Er nutzt etablierte Charaktere und lässt sie Charakteränderungen durchgehen, die mit nichts vereinbar sind, was vorher den Fans bekannt ist. Andere Charaktere werden gememberberried (sie werden Fans entweder im Namen, Handlung oder Schauspeler vorgehalten, damit diese eine emotionale Reaktion bekommen) und anschließend werden sie in den Müll geworfen, indem ihnen z.b. auf grausame Weise ein Auge herausgerissen wird, sie erschossen werden oder sie auf irgendeinem Planeten der Vergessenheit anheim fallen, obwohl sie enorme Persönlichkeiten innerhalb der Geschichte sind (Alles Beispiele aus Picard Staffel 1. Ich empfehle diese Serie NICHT zu sehen sondern wortwörtlich alles andere zu machen).
Wenn man aber eine ganz eigene Geschichte in einem eigenen Universum schreibt, dann kann man natürlich eine Menge mehr machen. Man hat mehr Freiheiten als in einem Sequel oder einer aufeinander aufbauenden Serie mit fortlaufender Geschichte. Doch auch hier gibt es Grundregeln, die Kurtzman nicht versteht oder die ihn nicht interessieren.
1. Regel: Worldbuilding. Dem Leser oder Zuschauer muss schnell erklärt werden, welche Regeln existieren, die von unserer Norm abweichen. Gibt es Energiefelder? Wenn ja, haben diese Grenzen? Gibt es Teleportation oder sofortige Heilung? Wenn ja, welche Begrenzungen haben diese? Gibt es überhaupt welche? Wenn ja, wieso geht jemand noch irgendwo hin oder warum sterben Leute noch? etc. Jede einzelne Regel muss erklärt werden. Dazu kommt natürlich auch die Welt an sich. Welche Kulturen gibt es? Wie interagieren diese? Welche politische Strukturen existieren? wie ist der technologische Stand?
2. Charakterbuilding: Als nächstes oder bzw. gleichzeitig kommen die Charaktere. Es muss schnell etabliert werden, wer der Hauptcharakter ist. Wem die Handlung folgt. Und wer er ist, also nicht nur dem Namen nach, sondern wie er handelt und warum er so handelt. Welche Erfahrungen haben den Charakter geformt und was oder wen mag er oder wiederum nicht und warum? Dies muss mit der 1. Regel verbunden werden.
Eine solche Art zu erzählen macht die erste Folge einer Serie oder eines Filmes anscheinend langweilig, da man ja nur Dinge etabliert, doch dies ist ein Irrtum, wie Game of Thrones in der 1. Folge der 1. Staffel bewies. (Leider ist auch die Serie an Niveaulosigkeit in der letzten Staffel erkrankt.)
3. Plot: Es muss einen roten Faden, eine treibende Handlung geben, die die Geschichte ins Laufen bringt. Die die Charaktere, die man vorstellt, zur Reaktion oder Aktion zwingt und die die etablierte Welt verändert. Game of Thrones hat auch dies nahezu perfekt gemacht.
In einer episodischen Erzählweise, wie es das alte Star Trek hatte, sind diese drei Regeln manchmal recht schwer anzuwenden, da man nur sehr begrenzt Zeit hat. Daher gibt es im alten Star Trek durchaus grandiose, manchmal aber auch schlechte Folgen. Sollte man aber eine Serie, Filmreihe oder Buchreihe nur basierend auf einem Storystrang aufbauen, dann sollte es ein verdammt guter sein. Wie The Expanse dies vorgeführt hat oder Game of Thrones (abgesehen von Staffel 8).
Leider kennt Kurtzman weder diese Regeln noch respektiert er das Grundmaterial. Charaktere werden gememberberried, genauso wie Handlungen aus den alten Serien, Charaktere werden verändert ohne Erklärung, neue Charaktere sind so derartig oberflächlich und wankelmütig, dass sie mit einer Pfütze zu vergleichen eine Beleidigung für die Pfütze wäre, das Worldbuilding ist nahezu nicht existent, ähnlich wie das Charakterbuilding und es widerspricht sich häufig in den Stellen, in denen es eine Substanz gibt, an der der Zuschauer sich festhalten kann. Charaktere kommen mit Morden davon, Deus Ex Machina, was generell eine schlechte Idee für einen Schreiber ist, wird hier regelmäßig angewendet, die Texte der Schauspieler sind generell so schlecht, dass ich keine Ahnung habe, ob die Schauspieler ihren Job schlecht machen, weil ich zu abgelenkt bin mit der Frage, ob die Schreiber jemals ihren Text kritisch unter die Lupe genommen haben. Die haben das geschrieben, die haben das gefilmt, sie haben das nicht geschnitten. Ich fühl mich ehrlich gesagt (persönliche Meinung hier, kein Fakt) häufig über die Dummheit der Handlung und der Charaktere beleidigt. Aber weiter mit den Fakten: Plotlöcher aus der letzten Staffel werden nicht adressiert (wie z.b. wo die synthetischen Lebewesen aus der anderen Galaxie/Dimension (das wird nie ganz klar) sind? Denn das ihr "Rufen" unterbrochen wurde, war keine Beschwörung oder etwas ähnlich mittelalterliches. Es war ein Notruf. Es war das galaktische Äquivalent dazu, einen Notruf zur Polizei zu unterbrechen, nachdem man wegen einem Mord angerufen hat. Die Polizei wäre aufgetaucht und hätte mal nachgesehen.) und es gibt einen Mangel an einem durchgängigen roten Faden.
Dies ist eindeutig eine sehr teuer produzierte Serie, deren Niveau derartig niedrig ist, dass ich ehrlich gesagt keine passenden Adjektive dafür finden kann. Zusammengefasst, wie es im Titel steht, eine der schlechtesten Serien aller Zeiten und ich werde diesen Punkt argumentieren, wenn jemand widersprechen möchte.
Abschließend noch: Es ist mir schleierhaft, wie jemand wie Kurtzman, der konsistent schlechte Produktionen macht und damit schon in den 90ern mit der Übernahme der letzten Staffel der Serie Herkules angefangen hatte (das dies die letzte Staffel wurde, wurde erst im Lauf der Staffel klar, als die Fans die Serie reihenweise ignorierten) noch seinen Job machen darf ist mir schleierhaft. Vermutlich ist er in dem Bereich, wo man nur aufwärts fallen kann. Oder er weiß etwas über etwaige Leichen im Keller wichtiger Leute.