Gnunnaps! Das heißt Spannung auf rückwärts! Klingt bescheuert! Und auch irgendwie wie ein gelalltes "Genug Schnaps"! So wie in dem Satz: Ich kann nicht genug Schnaps trinken, um diesen Film auszuhalten! "Tenet" - ein Wort, das man sowohl vorwärts als auch rückwärts lesen kann - beinhaltet eine Menge Gnunnaps! Soll heißen: "Tenet" ist das Gegenteil von spannend, dafür aber wohl nur im stark alkoholisierten Zustand auszuhalten! Denn wenn man Spannung umkehrt, zerstückelt und von hinten aufzieht, dann bekommt man - wie man in diesem Film sieht - alles, bloß nie wieder Spannung!
Der Tolp: Ähm ich meine natürlich Plot:
Das Leben aller Erdenbewohner steht auf dem Spiel, weil - ähm, ja also ähm, das kann ich nur ganz grob darstellen, so wie übrigens auch der Film – weil es eine Inversions-Maschine gibt, die die Bewegungsrichtung aller Dinge umkehren kann, also eine fancy Zeitmaschine, und wenn sich alle Dinge aus der Zukunft rückwärts bewegen, während sich dieselben Dinge aus dem Jetzt vorwärts bewegen, dann gibt es einen Riesen-Crash und wenn sich der Gang der Welt, weil er invertiert worden ist, auch gleichzeitig umkehrt, dann ziehen bei dem Crash, die, die sich vorwärts bewegen – also wir alle aus dem Jetzt – den Kürzeren! Das passt auch zum Titel des Films, dem Palindrom "Tenet" . Denn auch in diesem Wort treffen sich zwei gleiche Anteile in der Mitte! Wow! Geschafft! Um noch ganz kurz weiter auf den Plot einzugehen: Niemand weiß irgendwann mehr wonach hier gejagt wird: Geht es um Plutonium, um die Inversions- Zeitwaffe oder um die Rettung der Damsel in Distress? Als man völlig den Faden verloren hat, fädelt jemand plötzlich eine höchst konstruierte Dosis küchenpsychologischen Ermittler-Gespürs mit der Brechstange ein und schon kann sich das globale Inversions-Geschehen endlich darauf zuspitzen, dass EINER der Bösewicht ist, und darauf, dass man den umbringen sollte! Na endlich! Nebenbei gibt es auch noch eine fadenscheinige Erklärung warum um Himmels Willen die Guten sich auch der Inversions-Technik bedienen, obwohl die Technik höchst gefährlich, unpraktisch, kompliziert ist und kaum strategische Vorteile einbringt! Außer halt den, dass die Action dank dieser doofen Inversions-Sache irgendwie artsy-fartsy und cool aussieht! Kurz: In "Tenet" gibts mehr herbeigeschriebenen Unsinn als bei so manchem Teil der "Fast and Furious"- Reihe! Obendrein kommt auch noch das in Hollywood neu entdeckte Thema Umwelt-Schutz vor, weil das zur Zeit immer gut kommt! Um es ganz simpel auszudrücken: Bei einer Aktion- Welt-Rettungs-Geschichte muss der Zuschauer involviert werden, um Spannung zu erleben. Die Handlung teilt sich dann meist in einzelne Episoden auf, innerhalb derer Einzel-Ziele erreicht werden, Hindernisse überstanden werden müssen. Der Zuschauer kann erfassen, was das Hindernis ist, warum es en Detail so gefährlich ist für die Helden und was welcher der Helden gegen welches der Hindernisse wann genau tun kann, um die Katastrophe abzuwenden. Solch eine übersichtliche Darstellung, bei der der Zuschauer zeitnah (!) die Lage erfasst und ihm das nicht erst beim zweiten Gucken oder dank höchster Konzentration gelingt, fehlt hier völlig! Ergebnis: Langeweile pur!
"Tenet" bringt einen mit aller Pseudo-Finesse in die „Fünf Euro für Mist aus dem Fenster geworfen“-Rage.
Und weil ich nun schon Mal schlechter Stimmung bin, muss ich noch was zu Hauptdarsteller John David Washington sagen: Ich bin wirklich grundsätzlich dafür, dass ein jeder sich sein Glück schmiedet, wo er nur kann. Ich bin dafür, dass insbesondere schwarze Schauspieler, die in Hollywood immer wieder eine miese Anstellungs-Quote haben, sich ihren familien-bedingten Bekanntheits-Bonus zu Nutzen machen! So machen es ja immerhin alle. Was spricht also dagegen, dass auch David Washington das tut! Gar nichts! Aber er muss sich dann eben auch leider am großen Denzel messen lassen! Und da wird es nun Mal ganz schön ernüchternd! Miniatur-Washington sieht in jeder Szene neben den anderen Schauspielern – die unglücklicher Weise alles großgewachsene Menschen sind - unheimlich kurz aus. So kurz, dass ich direkt googeln musste wie klein er in Wahrheit ist. Ergebnis: 1,70 m! Denzel dagegen ist 1,85m! Das wäre nicht tragisch – abgesehen davon, dass Junior hier die Super-Kampfmaschine spielt - wenn Klein-Washington dafür eine große Ausstrahlung hätte! Aber Fehlanzeige! Er ist nicht Mal ein schwacher Abglanz seines telegenen und unheimlich präsenten Vaters. Was man seinem Charakter im Film so oft vorwirft, das stimmt hier leider auch allgemein: Er ist "out of his depth" (zu deutsch: restlos überfordert)! Ich muss es sagen: Wash-Junior ist nicht Mal der Kategorie "Flach aber hübsch" zuzurechnen, wie zum Beispiel Scott Eastwood! Die Idee Scottie mit seinem Vater zu vergleichen käme mir auch nie (mehr) in den Sinn - und zwar weil Eastwood Junior und sein alter Herr offensichtlich nicht auf dem selben Spielfeld tätig sind. Anders verhält es sich bei Wash-Junior. Ihn muss man mit seinem Dad vergleichen, weil eben Denzel im Grunde fast immer noch für dieselben Rollen in Frage kommt wie seine jungen Kollegen und wie sein eigener Sohn; siehe "The Equalizer", wo Denzel den unschlagbaren und jung gebliebenen Action-man gibt. Aber zurück zum Thema "Nicht mal flach aber hübsch": John David Washington ist also weit davon entfernt wenigstens ein unwiderstehlicher optischer Leckerbissen und Charmebolzen zu sein, wie es Denzel im gleichen Alter war und für viele bis heute ist! Der Gang mit dem leicht coolen Überhang des Oberkörpers ist das Einzige, was an David Junior direkt an die unendlichen Qualitäten seines Dads erinnert! Ich kann daher nur betrübt feststellen: Wash-Junior nimmt hier irgendeinem geeigneteren Mimen den Job weg, und das nur wegen Vitamin D! Ist wohl auch ok so! Denn hätte Wash-Junior die Gelegenheit nicht ergriffen, dann hätte man eben – wie so oft - einen Typ Kaliber Aaron Taylor Johnson oder Rob Pats in die Hauptrolle gesteckt. Die beiden Kerle, die im Prinzip in jeder zweiten Hollywood-Rolle gerne besetzt werden, standen hier ja in unmittelbarer Nähe bereit! Nebenbei halte ich beide für gute Schauspieler, deren Talente in ihren Rollen hier vollkommen vergeudet sind - so wie auch das von John David. Ich habe das Gefühl, er ist hier richtig vom Regisseur ins offene Messer laufen gelassen worden. Er könnte mehr, wurde aber total übel in Szene gesetzt und das alles in einem langatmigen Wirrwarr von Film. Dass ich Wash-Junior hier so in die Pfanne hauen muss, reut mich also ein wenig!
Und überhaupt kann man beim Anschauen von "Tenet" gar nicht anders als so einiges zu bereuen: Zum Beispiel die Tatsache, dass niemand die Idee zu "Tenet" auf ihrem Weg in die Hirne der Filmemacher invertiert hat, auf dass diese Schwachsinns-Idee dahin zurück geschwebt wäre, wo sie entstand: Nämlich in einem Fiebertraum, in dem sich Versatzstücke aus Inception, Matrix und The Night Manager zu einem Super-Gau vemischten.
Fazit:
Hätte man sich doch einfach all den Inversions-Murks gespart und anstatt dessen eine chronologische und spannende Action/Spionage-Geschichte erzählt! Dann wäre vielleicht alles gut geworden mit dem ordentlichen Budget! Und dann hätte von mir aus auch Wash-Junior die Hauptrolle haben können, umgeben vielleicht von etwa gleich kleinen Mimen und maßstabs-angepasster Kulisse! Nein im Ernst: Es gibt für mich nur EINEN Super-Spion, den ich trotz seiner Körper-Kürze akzeptieren kann: Tom Cruise! Und das auch nur, weil Cruise zumindest früher Mal locker auf seine Qualitäten als Honig-Falle zurückgreifen konnte, wenn die Körperkraft alleine nicht genügte!
Empfehlung: Wer gerne ein artsy-fartsy Ideen-Konvolut in unerträglicher Überlänge erleben möchte, dem wünsche ich viel Spaß mit dieser filmgewordenen Fahrt nach Absurdistan! Alle, die hier 5 Sterne vergeben, leben wohl bereits in einer invertierten Welt!