Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 12. März 2014
Das Känguru ist zurück! Nach Ansicht von uns Fans natürlich nach viel zu langer Wartezeit, die in Anbetracht des Gesamtumfangs des Abschlusswerkes der Trilogie aber nahezu winzig erscheint, können wir nach dem Cliffhanger am Ende des Känguru-Manifests endlich wieder den Geschehnissen in der Welt Marc-Uwe Klings folgen. Und das sind doch einige an der Zahl. Verständlich, haben wir es doch mit den zwei Büchern der Offenbarung zu tun, die sich hier unter einem Buchdeckel vereint als krönender Abschluss der Känguru-Trilogie präsentieren.
Der erste Teil führt dabei die Ereignisse des Epilogs des Vorgängerbuches fort. Jenes Ende wird übrigens auch herrlich selbstironisch an mehreren Stellen aufgegriffen und bewertet. (Da gab es wohl geteilte Reaktionen von den Lesern.) Aber das nur nebenbei. Im Anschluss geht es recht klassisch weiter: Ganz im Sinne der Vorgänger erleben die Beiden kleinere Abenteuer in und um ihre Wohnung in Berlin herum. Zur Hauptaufgabe hat es sich das Känguru diesmal gemacht, den plötzlich verschwundenen Antagonisten, den Pinguin, zu finden und seinen Weltherrschaftsplan zu vereiteln. Um dabei unsichtbar zu bleiben, schlüpft es in diverse skurrile Verkleidungen und in die dazugehörige Persönlichkeit, was für so einige witzige Situationen sorgt.
Deutlich abgedrehter geht es im zweiten Buch der Offenbarung zu. Ganz im Sinne des epischen Finales – auch solche Storyentscheidungen werden wieder in einem Gespräch mit dem Lektor wunderbar auf der Metaebene begründet – führt die Verfolgungsjagd unsere Helden rund um den Globus. Dort folgen Sie mithilfe des mittlerweile global agierenden Asozialen Netzwerkes den Spuren des Pinguins. Ob die Geschichte letztendlich in einer epischen oder doch eher ethischen Schlacht endet, das möchte ich an dieser Stelle nicht vorwegnehmen...
Da in den beiden Vorgängerwerken wohl bereits sämtliche wichtigen Werke der Weltliteratur eingearbeitet wurden, bedient sich Kling in diesem Teil vor allem bei den modernen Romanen des Fantasy-Genres. Im Grunde kann man die gesamte zweite Hälfte des Buches als einzige Parodie auf solche episch inszenierten Werke sehen. Dies sorgt zwar für einige lustige Momente, lässt den Verlauf der Geschichte aber sehr abgedreht erscheinen. Man liebt es oder man hasst es, sage ich an dieser Stelle nur. Mir persönlich war es dann doch etwas zu viel des Guten. Natürlich ist auch wieder der Bereich des Films mit vertreten. Doch weniger Spencer und Hill als vielmehr die großen Hollywood-Blockbuster sind diesmal an der Reihe – Star Wars, Transformers, Herr der Ringe werden passend zitiert.
Immer nur andere zu zitieren ist ja auch langweilig, dachte sich wohl Herr Kling und so finden sich unzählige Anspielungen oder gar wortgetreue Zitate aus den beiden Vorgängerwerken wieder. Noch stärker als beim Vorgänger ist es also vonnöten, sich vorher diese zu Gemüte zu führen. Das mag einfallslos erscheinen, ist aber unterm Strich sehr witzig. Leider fällt es extrem auf, sodass man des Öfteren das Gefühl hat, es mangelte beim Schreiben an frischen Ideen.
Apropos Vorgänger: An ein Wiedersehen mit alten Bekannten wurde durchaus gedacht. So darf man sich unter anderem auf mehrere Auftritte des – in der Hörbuchfassung perfekt intonierten – Klischee-Psychiaters freuen. Auch der Lektor, Gott, und Herta sind mit von der Partie. Leider haben es nicht alle bekannten Person in diesen Teil geschafft, so dass am Ende doch noch einige Fragen unbeantwortet bleiben.
Das Ende ist meiner Meinung nach sowieso der Schwachpunkt des Ganzen. So richtig befriedigend ist das nämlich nicht, und aufgelöst werden auch nicht alle Fäden. Insbesondere der Australien-Part ist überflüssig. Das Einführen derart vieler neuer Charaktere zum Schluss hin ist schlicht und einfach unnötig, zumal die Storyline des Pinguins darin untergeht. Die enorm wichtige Auseinandersetzung mit dem Antagonisten, auf die das gesamte Buch über hingearbeitet wird, lediglich in einem kurzen Abschlusskapitel abzufertigen, ist nicht wirklich dramaturgisch sinnvoll. Raum zum Anknüpfen für eventuelle Fortsetzung gibt es dadurch jedoch genügend.
Nachdem der direkte Vorgänger mit diversen genialen Ideen glänzen konnte, stellt sich natürlich die Frage, was denn Teil drei Neues bietet.
Um anonym zu bleiben, schlüpft das Känguru im Verlaufe der Story in unzählige Verkleidungen und Berufe. So geschützt begibt es sich auf diverse Veranstaltungen, um das Versteck seines Antagonisten zu finden. Das geschieht natürlich auf typische Känguru-Methode...
Apropos Känguru, gleich mehrere Geschichten dieses Buches kommen ganz ohne das titelgebende Beuteltier aus. Für dessen Fans mag das zwar ärgerlich klingen, die betreffenden Kapitel sind aber auf gewohnt hohem Niveau und stehen den "normalen" Geschichten in nichts nach.
Der Chronist selbst gibt uns an einigen Stellen Einblick in die Reaktionen auf seine Erzählungen. Besonders toll zum Beispiel das Telefoninterview, welches das Känguru in der Rolle des Marc-Uwe Kling führen darf. Einige dieser häufig gestellten Fragen wurden übrigens im Vorfeld schon online beantwortet und brachten begeisterte Reaktionen hervor. Schön, dass sie es nun auch in eine reguläre Geschichte geschafft haben. Aber auch die beliebte Frage nach dem Geschlecht des Kängurus wird zum Gesprächsthema.
Die Idee der falsch zugeordneten Zitate wird in einigen wenigen Kapiteln fortgesetzt. Dafür hat das Känguru eine neue Idee: es verwendet bestimmte Worte mit vertauschten Bedeutungen. Da wird aus aggressiv dann attraktiv und umgekehrt.
In die Riege der beteiligten Personen gesellen sich diverse mehr oder weniger freiwillige Reisebekanntschaften. Viele der Mitglieder des Asozialen Netzwerkes tauchen leider nicht mehr auf, nur einige wichtige wie Otto-Von oder Gott dürfen sich zu Wort melden. Friedrich-Wilhelm darf sich mehrfach über seinen Nachwuchs auslassen und Herta kann wieder ihrer alten Tätigkeit nachgehen. Leider in einem eher misslungenen Kapitel.
Auch die typischen Fußnoten sind wieder in hoher Anzahl vertreten. Neu daran: auch der Lektor darf in diesem Teil seine Anmerkungen einbringen.
Als Bonus befindet sich im Anhang des Buches eine Sammlung von Anti-Terroranschlägen.
Was kann man abschließend zur Känguru-Offenbarung sagen? Ist es eine würdige Fortsetzung? Auf jeden Fall! Zwar ist das Ende weniger gelungen und überall im Buch finden sich Anspielungen (Kritiker würden es uninspirierte, fast wortgetreue Wiederholungen nennen) auf die Vorgängerwerke, die Witzdichte ist aber genauso hoch wie gewohnt. Das größte Problem ist die viel zu hoch gelegte Messlatte durch die brillianten Vorgänger, wodurch die Erwartungen der Fans einfach unerreichbar hoch wurden, selbst für Marc-Uwe Kling.
Bedenkt man, dass der dritte Teil deutlich dicker ist als anderen beiden, so seien Herrn Kling an dieser Stelle auch mal weniger gelungene Stellen verziehen. Denn eines ist klar: was er mit dieser Trilogie geschafft hat, wird ihm in absehbarer Zeit keiner nachmachen können. Zu genial sind die Einfälle, zu brillant ist der Inhalt. Letztendlich kann der zweite Teil nicht übertroffen werden, unterm Strich tut das der Bestnote aber kaum einen Abbruch.
9/10