Im Gegensatz zu früheren Romanen von Juli Zeh waren die Kritiken zu Zwischen Welten beinahe vernichtend. Die Gründe dafür sind einfach zu finden: es ist eben keine große Literatur, sondern zwei sprachlich nicht unversierte Menschen schicken einander elektronische Nachrichten von sehr unterschiedlichem Umfang. Die hauptsächliche Kritik im Feuiletton richtete sich hingegen vor allem gegen Aussagen von Frau Zeh in diversen Interviews und gegen den offenen Brief in der EMMA, der von ihr mit unterzeichnet war. Wir leben in merkwürdigen Zeiten, in denen schon die leise geäußerte Furcht vor einem Atomkrieg als Vaterlandsverrat (der heute Verrat an den westlichen Werten heißt) stigmatisiert wird. Ja, es geht um die Ukraine, um Putins Krieg, aber es geht auch queerbeet um all die Fragen, die die Angehörigen der westlichen Gesellschaften voneinander abrücken ließen, um den Riss, der durch Familien geht, durch Dörfer, durch Staaten. Und wenn sich dann zwei gut meinende Menschen, die einander nah standen, nach zwanzig Jahren ohne Kontakt wieder begegnen, ja, dann kann es auch mal hoch hergehen. Aber weil man eben einander zugetan war und es wieder wird, kommt es nicht zum Bruch, sondern zu Auseinandersetzungen die hilfreich sein können für die Protagonisten, wenn auch nicht für alle. Mir als Leser (oder: Lesender? - kleiner Spoiler) hat das Buch sehr viel Freude gemacht.