Das Känguru sollte in Teil 2 abgeschoben werden, da es als „unproduktiver Ausländer“ eingestuft wurde. In einer epischen Schlacht Gut gegen Böse (die offenbar sehr von „Harry Potter“, „Matrix“ und Marihuana und einer gewissen Unlust beeinflusst wurde), sowie schönen Spitzen gegen paranoide Verschwörungstheretiker erleben wir nun das Ende der Känguru-Abenteuer. Wie in „Iron Man 3“ oder einem Bond-Film braucht es dafür: Reisen um die Welt, Action und sogar ein wenig Liebesgeschichte: Marc-Uwe verliebt sich in Gott. Dabei ist Gott aber nicht Gott, sondern eine alleinerziehende Mutter, die von einem „Traumjob“ (Callcenter, Promotion von Handyverträgen etc.) zum nächsten herumgereicht wird, während sich die Super-Reichen in bewachten Wohnanlagen abschotten. Klingt düster und ernst? Wird aber oft genug auch sehr lustig, manchmal auch albern. Das hier alles höher, größer, lauter ausfällt ist vor allem eine Satire auf die bekannten Blockbuster, die im Kino immer den Platz für gute Filme wie „Driver“ und den letzten Helge Schneider-Film wegnehmen. Aber Menschen, die das bedauern sind eher die Minderheit? Marc-Uwe Kling dazu zu einer lethargischen Buchhändlerin: „Ich wollte immer lieber Bücher verkaufen als Bücher schreiben.“. Solche trockenen Witze gibt es, aber auch Gedichte über leerstehende Schlecker-Filialen und...Live-Musik! Krankenhouse zeigen was sie können – viel ist das leider nicht. Weitere Spoiler verkneife ich mir. Es gibt mehr als genug zu entdecken. Und sehr viel zu lachen.
Von Kurt Cobains Band Nirvana über Chuck Palahniuks „Fight Club“ zur Känguru-Trilogie. Wenn es das nun gewesen sein sollte rufe ich hinterher: We miss you Mark-Uwe. Aber es geht ja sicher weiter, oder? Denn wer vereint sonst kluges politisches Kabarett und führt uns so unterhaltsam durch die Popkultur, ohne dabei altbacken zu wirken? Na gut, im Fernsehen macht das etwa Philipp Walulis, ansonsten gibt es Hagen Rether und Max Goldt.
Trotz einiger Wiederholungen ist auch der dritte Teil der Geschichte vom anarchistischen Kleinkünstler und seinem WG-Genossen, einem kommunistischen Känguru, sehr lustig und unterhaltsam. Das kann man lesen, noch besser wirkt es aber als Hörbuch. Teil 1 kam auf zwei CD's, Teil 2 auf vier und für den Abschluss (?) sogar sechs CD's im Pappschuber – der beim Transport eingeknickt ist, jedenfalls bei meinem Exemplar. Wie auch beim Vorgänger-Set ist hier die ungekürzte Fassung zu hören. Live vor Publikum aufgenommen. Besonders Klings Stimmimitation des Kängurus und sein (total klischeehafter Psychotherapeut) sind dem Musiker und Autor Kling wieder sehr gut gelungen.
Muss es denn alles so gross sein? Im Rückblick wirkt Teil 1 am gelungensten. Teil 2 brachte vermehrt Anspielungen auf Franz Kafka und Batman und Teil 3 ist nun eine Art Blockbuster – für Menschen, die zu clever für „Transformers“ sind. Über die „Game of Thrones“-Parodie und die Mittelalter-Freunde, die sich jeden Sonntag Sätze vorlesen musste ich laut lachen – das ist mal originell, ohne gleich Religion komplett zu verunglimpfen. Aber die Zielgruppe ist eh klar: Menschen, die für „Neues aus der Anstalt“ zu jung und für das was wir in Deutschland „Comedy“ nennen zu schlau sind.
Bitte fortsetzen! Reboot oder so. Aber bitte besser als beim vierten Bourne-Teil. Und wenns nicht klappt eröffnet Marc Uwe eine Bulettenbude namens „Burger Kling“ - das rät ihm das vorlaute Beuteltier!
Das Känguru klingt dieses Mal leider deutlich heiserer und schludriger gesprochen als gerade im besonders gut gelesenen ersten Teil
6 CD's, Pappschuber, kein Booklet, 460 Minuten, Hörbuch Hamburg 2014
Das Buch:
Wer nur das Hörbuch kennt verpasst einige schöne optische Gags im Anhang. Die Google-Initiative und das Bilderbuch „Louie lacht lutig“ wirken als Bilder noch wesentlich lustiger als im Hörbuch.