Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut und entsprechend groß war auch meine Erwartungshaltung. Zunächst jedoch möchte ich meinen Unmut darüber kundtun, dass die Werke dieser Autorin seit einiger Zeit zunächst immer nur als (teure) Hardcoverausgabe erscheinen. Sicherlich schön für Sammler und Leute die sich am Anblick eines Buches im Regal genauso erfreuen, wie am Inhalt. Mir kommt es dagegen eigentlich nur auf den Inhalt an, meine Bücherregale sind schon übervoll. Neue Romane kaufe ich deshalb fast ausschließlich nur noch als E-Book und die sollten nicht mehr als eine Taschenbuchausgabe kosten. Bei Gablé habe ich die Wartezeit nicht ausgehalten und in den sauren/teuren Apfel gebissen.
Diese Geschichte fand ich nicht ganz so fesselnd und schlüssig wie die Waringham Bände, es störte mich ein wenig der Stellenwert der übernatürlichen Elemente und das reichlich halbe Dutzend bildhaft geschilderter Liebesszenen hätte es auch nicht gebraucht, um mich für die Geschichte zu begeistern. Leider habe ich auf den Rat in einem Bücherforum gehört und die historischen Anmerkungen der Autorin erst am Schluss gelesen. Mir wären einige Wendungen und Handlungen der Hauptfiguren, die mich im Roman irritiert haben, wesentlich klarer gewesen. Ein historischer Roman ist kein Krimi, die Bösen und die Guten, die Sieger und die Verlierer stehen vorher fest. Das Nachwort nimmt einem keineswegs die Freude an der Geschichte oder verrät Überraschungen. Meinem Verständnis für den Verlauf der Geschichte und warum Gablé die Geschichte so und nicht anders erzählt hat, hätte es geholfen.
Insgesamt habe ich den Kauf nicht bereut, die Zeit und das Umfeld bietet einem Norddeutschen viele Aha-Erlebnisse und so gekonnt Romanhaft haben sich auch noch nicht viele Autoren an diesem Thema versucht. Einige Logikschwächen und Ausflüge in den Fantasy-Bereich lassen für mich nur die aus der Schule bekannte Note 2+ zu (4 Amazon-Sterne), damit ist dieser Roman aber immer noch besser als etliche andere, die ich in letzter Zeit gelesen habe. An Gablé habe ich eben besondere Erwartungen.
Allerdings möchte ich anmerken, dass Gablé andere Schwerpunkte in ihren Geschichten setzt als z.B. ein Bernard Cornwell. Die Beschreibung von Schlachten, den strategischen und taktischen Winkelzügen eines Feldzuges, sind nicht ihr Ding und so vermeidet sie auch in diesem Roman weitgehend die Beschreibung selbst wichtiger Schlachten, die werden nur schnell am Rande erwähnt um die Geschichte voran zu treiben. Das der historische Hintergrund gewohnt sorgfältig recherchiert ist, braucht man bei dieser Autorin kaum zu erwähnen. Für mich war es eine gute Anregung häufiger aus dem Roman heraus im Netz nach weiteren Informationen zu bestimmten Orten und Vorfällen zu suchen. Wie jeder gute historische Roman regt „Das Haupt der Welt“ zur Beschäftigung mit der Geschichte an.
Fazit: Nach dem für mich schwächeren Band "Der dunkle Thron" wieder ein Lichtblick und ich hoffe es gibt bald eine Fortsetzung.