Rebecca Gablé weiß, wie man den Leser fesselt. "Das Lächeln der Fortuna" ist das erste historische Werk, das die bis daher eher für ihre Krimis bekannte Autorin geschrieben hat. Und man sieht: Sie versteht etwas von ihrer Arbeit.
"Das Lächeln der Fortuna" erzählt die Geschichte des Robin of Waringham. Nachdem sein Vater sich angeblich wegen Verrat selbst gehängt hat, findet sich der einstige Erbe der Baronie Waringham als mittelloser Straßenjunge wieder. Er kehrt nach Hause zurück, um sich dort zukünftig als Pferdeknecht zu verdingen. Dank einer seltenen Gabe sind Pferde nämlich so ziemlich das Einzige, auf das die Waringhams sich wirklich verstehen - neben Frauen und Kriegskunst zumindest. Natürlich bringt die Heimkehr so einige Probleme mit sich, denn während Geoffrey Dermond, neuer Besitzer Waringhams und enger Freund von Robins getötetem Vater Robin gerne zum Ritter machen würde, sieht Geoffreys Sohn Mortimer Robin als Konkurrenten, den es auszuschalten gilt.
Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll mit all den Dingen, die ich an diesem Buch liebe. Es ist sicherlich auch die außerordentliche Detailtiefe, die Rebecca Gablé ihren Büchern angedeihen lässt. Wir erfahren unwahrscheinlich viel über das komplizierte Lehnswesen, über Sitten und Gebräuche, über die Schattenseiten des Mittelalters und vieles mehr. Und das alles auf eine höchst vergnügliche Art und Weise. Daran hat auch die Figur des Robin of Waringham seinen Anteil. Durch den Sturz seines Vaters hat er Demut gelernt - und besitzt trotzdem genug Stolz, um für sein Recht als Erbe Waringhams zu kämpfen. Er ist ein echter Lebemann. Er liebt die Frauen, den Krieg und die Pferde, macht aus jeder Situation das Beste und erträgt stoisch, was Fortuna ihm an Unglück angedeihen lässt. Ein Ritter, wie er im Buch steht - zumindest, wenn man sich da nicht von so "perfekten" Ritterfiguren wie Lancelot oder König Artus in die Irre führen lässt. Zwei weitere Dinge schätze ich an Rebecca Gablé ebenfalls: Zum Einen flicht sie ihre Figuren geschickt in Lücken der Geschichtsschreibung ein. Da es keine Verzeichnisse über die Mitglieder der königlichen Leibgarde gibt, setzt sie ihren Robin hier ungeniert ein und befördert ihn damit in eine unmittelbare Machtposition. Alles fügt sich zusammen und klingt logisch. In anderen Büchern fragt man sich ja manchmal, wieso die Hauptfigur so einen Einfluss besitzt. Hier hingegen passt es. Auch dass Frau Gablé Figuren aus ihren anderen Romanen auftreten lässt, finde ich immer wieder toll. So verbindet sie alle ihre Bücher zu einem großen Werk. Deshalb ist es auch sinnvoll, die Bücher in der folgenden Reihenfolge zu lesen:
1. Das zweite Königrech 2. Hiobs Brüder 3. König der purpurnen Stadt 4. Das Lächeln der Fortuna 5. Die Hüter der Rose 6. Das Spiel der Könige 7. Der dunkle Thron
Wer übrigens gerne viel liest, der sollte sich "Das Lächeln der Fortuna" gleich in der um mehrere hundert Seiten längeren Fassung kaufen. Es lohnt sich.