Am höchsten bewertete kritische Rezension
3,0 von 5 Sternenhier wird man zur Leseratte...
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 3. Oktober 2004
Eines muss ich Rebecca Gablé lassen: wie schon bei "Lächeln der Fortuna" habe ich nie vor 8h früh das Licht ausgemacht, weil ich immer weiter und weiter lesen musste.
Trotzdem brachte das Buch für mich ein wenig Ernüchterung. Es erinnert mich an einen Kostümschinken, der von seinen Handlungen und Abläufen auch heute spielen könnte, nur dass eben Dinge wie Auto, Fernsehen, Licht etc. nicht vorkommen. Ich frage mich aber, ob das schlichte "Weglassen" alles Neuzeitlichen allein schon ausreicht, um uns in den Alltag vor 1000 Jahren zu versetzen?!
Caemon ist - wie Robin im anderen Buch - der moralisch integre Held, dem - damit die Geschichte in Schwung kommt - wie Robin im anderen Buch Unrecht widerfährt, der sich aber Kraft seiner überlegenen Charaktereigenschaften (wie Robin im anderen Buch) bis in die höchsten Ränge empor"wurstelt".
De facto haben Caemon und Robin denselben Charakter... als wäre der Kostümschinken mit demselben zweitklassigen Schauspieler besetzt.
Viele Elemente (oder soll ich sagen: Versatzstücke?) in diesem Buch haben mich an "Das Lächeln der Fortuna" erinnert, somit war die Geschichte nicht wirklich neu.
Andere Elemente haben mich an der historischen Korrektheit zweifeln lassen:
gab es um 1000 n. Chr. wirklich schon Damensättel - oder hat ihn nicht erst Anne von Böhmen, die Frau des englischen Königs Richard II., im 14. Jh. nach England gebracht?
Ist der Ausdruck "languedoc" nicht erst von Dante im 14. Jahrhundert geprägt worden?
Sind die Bezeichnungen "Wilhelm der Eroberer", "Wilhelm «Rufus» der Rote" nicht allesamt auch erst durch die Geschichtsschreibung späterer Jahrhunderte eingeführt worden?
etc. etc.
Zwar beteuert Gablé am Schluss ihres Buches, sich genauest an die Quellen gehalten zu haben, doch nach dem Motto "wer einmal lügt, dem glaubt man nicht..." begleitete mich ein mulmiges Gefühl über all die 800 Seiten! Und wozu lese ich denn einen historischen Roman, als zu dem Zweck, mir ein Bild von den Verhältnissen damals machen zu können? Dieses Werk erscheint mir dabei aber leider wenig hilfreich...