Am höchsten bewertete kritische Rezension
3,0 von 5 SternenSpannend, aber schablonenhaft
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 23. Oktober 2018
Dies war der zweite Roman, den ich von diesem Autor gelesen habe. Kurz vorher habe ich "In seinen Händen" gelesen. Erst einmal sind mir die Parallelen der Hauptprotagonisten direkt von Beginn förmlich entgegengesprungen:
Hier wie da ist der Hauptcharakter ein Alleinerziehender bzw. eine Alleinerziehende, deren geliebter Ehepartner verstorben ist und sie im Buch erste Knospen einer möglichen neuen Beziehung erfahren dürfen. Die Kinder werden mit der gleichen "So-sind-Kinder"-eben Tonalität beschrieben, die mir in beiden Fällen auf den Wecker geht. Dazu gerät in beiden Büchern die superduper Karriere, die unsere fleißen Protagonisten natürlich gemacht haben, in Gefahr, weil sie - obwohl sie nicht unmittelbar zuständig sind - so toll im Namen der Gerechtigkeit ermitteln. Natürlich sind beide unbestechlich, aaaaber kämpfen im ZUsammenhang mit dem Fall mit einer schweren persönlichen Schuld. Diese Parallelen fand ich eindeutig zuviel des Guten, man hatte den Eindruck, hier seien Charakterschablonen angesetzt worden. Dann gibt es noch in beiden Büchern einen total überzeichneten Anwalt der Gegenseite, der jeweils wie eine eiskalte Diva auftritt.
Konkret zu "Das Grab im Wald" ist mir zudem noch aufgefallen, dass der Autor manche Storylinien wie die rund um den KGB nur sehr schwach andeutet, man hat den Eindruck, er will lieber nicht zuviel Arbeit in gründliche Recherche stecken und schreibt darum sehr vage von irgendwelchen sich gegenseitig überwachenden Übersiedlern - da bin ich aber fairerweise selbst nicht im Thema drin, mir wurde aber der Hintergrund nicht ganz klar. Vielleicht hätte man hierzu nach dem Epilog noch 2-3 Seiten ergänzen können, in denen erklärt wird, worauf sich diese Ereignisse denn beziehen.
Letzlich ist mir auch die Auflösung zu konstruiert gewesen, aber ich möchte ja nicht spoilern.
Ich schließe aber nicht aus, noch ein Buch von Cohen zu lesen, wenn ich ein wenig zeitlichen Abstand habe, denn die Grundgeschichte war relativ spannend, Langweile kam nicht auf. Gefallen hat mir auch der Ansatz, kein Schwarz-Weiß-Denken aufkommen zu lassen oder selbiges zumindest etwas zu reduzieren, teils ist es doch da. Darum drei Sterne für gute Unterhaltung.