Am höchsten bewertete positive Rezension
5,0 von 5 Sternen10 Sterne!!
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 20. Februar 2018
Eine unglaublich sympathische Autorin! Ich kenne sie aus verschiedenen Interviews. Jojo Moyes wirkt authentisch, bescheiden und sehr empathisch, Eigenschaften, die bei mir persönlich sehr gut ankommen. Früher las ich nur „richtige“ Bücher, inzwischen konnte ich mit meinem Weihnachtsgeschenk, einem Kindle, Freundschaft schließen. Es ist gemütlich, sich die Schriftgröße so einzustellen, dass es auch den Augen wohlgefällig ist.
Nun zum Buch „Eine Handvoll Worte“.
Ein dicker Wälzer, der mich ins Jahr 1960 katapultierte, in eine Zeit, in der ich noch auf der Himmelswiese lag und nichts ahnte von der Welt unter den Wolken.
Ganz ehrlich, wer von uns Frauen träumt nicht von einem Prinzen, der unerreichbar irgendwo in seinem Palast sitzt – und nach dem wir uns aus tiefstem Herzen sehnen!
Lebendige Dialoge, die den Leser in den Bann ziehen. Das war mein erster Gedanke, bis ich zum Inhalt des Briefes vom 04. Oktober 1960 gelangte:
„Meine einzige, wahre Liebe,
was ich gesagt habe, war auch so gemeint. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass der einzige Weg nach vorn darin besteht, dass einer von uns eine kühne Entscheidung trifft.
Ich bin nicht so stark wie du. Als ich dir zum ersten Mal begegnet bin, hielt ich dich für zerbrechlich, für jemanden, den ich beschützen muss. Jetzt ist mir klar, dass ich mich getäuscht habe. Du bist stärker als ich, kannst ein Leben mit dieser Liebe ertragen, die wir niemals ausleben dürfen.
Ich bitte dich, mich nicht wegen meiner Schwäche zu verurteilen. Ich kann das alles nur an einem Ort aushalten, an dem ich dich nie sehen werde, nie von der Möglichkeit gequält werde, dich mit ihm zu sehen. Ich muss irgendwo sein, wo es unumgänglich ist, dass ich dich in jeder Minute, jeder Stunde aus meinen Gedanken vertreibe. Das wird hier nie passieren.
Ich werde die Stelle annehmen. Am Freitagabend werde ich um 7:15 Uhr am Bahnhof Paddington sein, Gleis 4, und nichts auf der Welt würde mich glücklicher machen, als wenn du den Mut fändest, mit mir zu gehen.
Wenn du nicht kommst, werde ich wissen, dass das, was wir füreinander empfinden, nicht ganz ausreicht. Ich will dir keinen Vorwurf machen, Liebling. Ich weiß, die letzten Wochen haben dich unerträglich unter Druck gesetzt, und ich spüre diese Belastung deutlich. Ich verabscheue den Gedanken, ich könnte dich unglücklich machen.
Ich werde ab Viertel vor sieben auf dem Bahnsteig warten. Du sollst wissen, dass du mein Herz, meine Hoffnungen in deinen Händen hältst.
B.“
Dieser Brief hat mich tief bewegt. Leider musste ich an diesem Abend das Licht löschen, denn mein Körper verlangte dringend nach Schlaf. Als ich frühmorgens erwachte, freute ich mich schon auf „Teil eins.“ Abends ging es weiter mit „Mann an Frau, per Brief.“ Meine Augen flogen über das Kindle, ich fieberte mit den Protagonisten ab Kapitel 1, zurück ins Jahr 1960. Ich las von Kartoffeln und Prinzessbohnen, von Elizabeth Arden, Chanel und Dorothy Gray, ich lernte Mr. Hargreaves kennen – und das unangenehme Gefühl, einer Prüfung unterzogen zu werden. Ich schluckte, dann ging es weiter. „Schweigen senkte sich über den Raum, man hörte nur noch das langsame Kratzen seines Bestecks auf dem Teller, ein erdrückendes Geräusch.“
Moira Parker in Kapitel 2 hielt mich in Atem, Yvonne und Jennifer führten eine schonungslose, ehrliche Unterhaltung, so, wie es unter richtig guten Freundinnen sein sollte: Konstruktive Kritik ist willkommen! Der letzte Satz vor Kapitel 3 blieb mir im Gedächtnis verhaften: „Sie hatte entdeckt, dass man Erinnerungen tatsächlich an anderer Stelle als im Verstand ablegen konnte.“
Kapitel 3 gefiel mir besonders gut, ich lachte über Murfett, den Schleimer. :-) Ich fuhr die Küstenstraße mit hoch, wo es nach Rosmarin und Thymian duftete. Die Schönheit Europas wurde mir vor Augen geführt.
Mein Lesetempo erhöhte sich, an Schlafen war jetzt nicht mehr zu denken. „Du würdest nicht zulassen, dass ich deine Hand halte, nicht einmal deinen kleinen Finger, meine kleine Pfirsichblüte.“ Mit dem ICE ging es durch die Kapitel 4, 5 und 6, dann stockte bei Kapitel 7 mir der Atem: „Ich wünschte, es hätte keine drei Jahre gedauert, bis ich erkannt habe, dass das, was als Urlaubsromanze begann, genau das hätte bleiben sollen.“ Mein Hals fühlte sich beim Lesen dieser Zeilen plötzlich rau an. Genau DAS hatte ich auch schon einmal erlebt. Und hatte die Warnung in den Wind geschlagen! Mehr und mehr zog mich die Handlung hinein in mein eigenes Leben, die Parallelen waren offensichtlich.
Kapitel 8: „Es ist aus und vorbei.“ Ich klappte das Kindle zu, mir schlug das Herz bis zum Hals! Jetzt musste ich einen Tag Lesepause einlegen, um nicht zu sehr an traurige Erlebnisse erinnert zu werden. Heftig!
Der nächste Tag trug mich in den Teil zwei: „Nicht erwünscht STOP Komm nicht STOP, per Telegramm.“ Kapitel 12, Sommer 1964. Wieder Jennifer und Yvonne, Krankenhaus, Krankenschwestern, Entbindungsstation. Und ein Mann mit dunklen Haaren, der einem direkt in die Augen sieht! Ich flog bis zu Kapitel 16: „Es ist aus.“ Drei Worte, kalt und schneidend wie der Tod!! Dann der Sprung ins Jahr 2003, fast wie eine Erlösung!
Kapitel 17: „Ich liebe dich in jedem Fall – selbst wenn es kein Ich und keine Liebe und nicht einmal ein Leben geben sollte – ich liebe dich.“ Wundervolle Worte für jede Frau, die ehrlich geliebt werden möchte. Ich las von Ellie Haworth, die ihren Traum lebte. Meine Melancholie verflog. In Kapitel 19 eilte ich durch den Regen, den Kopf gesenkt. Ich raste zum Kapitel 21, als es um den HASS ging – in großen Lettern, sooo hässlich und fett!!! Nun war an Schlafen nicht mehr zu denken, ich musste die Zeilen aufsaugen in dieser einen Nacht, als es um alles ging – oder nichts. Ich musste um den Schluss wissen.
Ja, das Buch erfüllte all meine Hoffnungen! „Ein weiser Mensch hat mir einmal gesagt, Schreiben sei gefährlich, weil man nicht sicher sein kann, dass die eigenen Worte so gelesen werden, wie man sie gemeint hat.“ Es endete alles mit einem strahlenden Lächeln, während sie ihm ins Haus folgte. Den Rest kann man sich schmunzelnd ausmalen! ;-)
Sicherlich ist es besser, bei entsprechenden Sprachkenntnissen das Original zu lesen „The Last Letter From Your Lover.“ Für die vielen „dass“ und Wortwiederholungen in der deutschen Fassung kann die Autorin nichts. Insgesamt ein tolles Buch, sehr überzeugend in der Handlung, die Protagonisten wurden liebevoll herausgearbeitet. Es bedurfte keines Spannungsbogens, denn es ging um das Leben der kleinen Leute, ihre Gefühle, Irrungen und Wirrungen. Wie im „richtigen“ Leben halt! Ist es nicht schön, wenn ein geliebter Mensch des anderen Herz in Händen hält? Dem ist nichts hinzuzufügen, außer: „Der Freund ist der Schlüssel und ich bin das Schloss.“ (Rumi).
Gerne ZEHN STERNE!! **********