Am höchsten bewertete kritische Rezension
2,0 von 5 SternenWas für ein völliger Blödsinn / Die Putzfrau die mit der Bombe verschwand...,
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 21. November 2013
Gerne erinnere mich an jenen alten Herrn zurück, jenen Hundert-Jährigen, der in seiner Verfolgungsstory mit allerlei Charakterraffinessen brillierte, eine Verfolgungskomödie mit vielen wunderbaren Überraschungen mit Krimitouch. Ein Roman, der manches Lächeln bis zum Lachen führte, spannend, unterhaltsam, lustig, ein Erfolgsrezept, dass den Autor über gut ein Jahr, aus die Spiegel-Bestseller-Liste katapultierte, ein Traum von einem Erfolg, den nur wenige Autoren geniessen, auch ein Zeichen dafür, wie Unterhaltungsliteratur ankommt und gefragt ist, klar ist man neugierig, was sich jener Schwede hat Neues einfallen lassen...
Der Spiegel schreibt in dieser Woche: "..so erweist sich sein Buch, das gern ein geistreicher Bomben-Bestseller wäre, als ausgesprochener Rohrkrepierer." Leider muss ich mich dieser Schlussfolgerung anschliesssen. Ich bezweifle, dass Leser, die den Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand: Roman mochten, den Nachfolger genauso empfinden und mögen werden, zumindest mir geht es so, dass ich selten soviel Blödsinn auf solch' einen Haufen gelesen habe. Klar ist es nicht literarisch, muss es auch nicht. Doch in diesem Buch kommt mir die Kombination von weltpolitischem Geschehen und der völlig abgedrehten Absurdität, die vor Skurrilem, Groteskem nur noch vor sich hinaus schreit, dermassen abstrus vor, dass zumindest ich keinen Unterhaltungswert für mich gewinnen konnte. Ist der Erfolg dem Autor zu Kopf gestiegen? Kann er sich nach einem solchen Erfolg, soviel weit Hergeholtes leisten, dass man im Grunde die seriösen Bezüge wie eine Stecknadel im Heuhaufen suchen muss?
Wir haben: Drei Chinesinnen, die Hunde vergiften, ein Saufkopp von einem Ingenieur der "eine ganze Kognakindustrie allein am Leben halten konnte," und mal kurz 7 Atombömbchen entwickelt, dann die zwölfjährige Nombeko, die wir bis zu ihrem 47. Lebensjahr begleiten, aus Soweto stammend, schwarze Hautfarbe und bei gefährlichen Männern mit einer Schere ausgerüstet, damit sie auch mal diese in so manchen Oberschenkel rammen kann, wenn jemand sich nicht benehmen kann, dann der Schwede Ingmar Qvist, der seine Frau schwängert, und Zwillinge bekommt, beide Zwillinge Holger (1+2) heissen, wobei es eigentlich nur einen gibt, den anderen gibt es eigentlich gar nicht...tja und da sind dann noch 2 israelische Agenten aus dem Mossad, die sich gerne 'mal so eine Atombombe besorgen würden, und wen wunderst, unsere Putzfrau Nombeko, die ursprünglich mal über den Haufen gefahren wurde, wird plötzlich zur Vermittlerin, der heissbegehrten Nuklearwaffe...denn sie ist eine ganz kluge, gerissene, die Bücher verschlingt, und rechnen kann wie ein Taschenrechner, nur schneller, abgedrehter geht es kaum noch, erstaunlich, wie das Jonasson alles aufeinander zulaufen lassen kann...Eine völlig abgedrehte Roadmovie mit einer Atombombe, mit einer Zornigen, einer Kartoffelbäuerin, einem König und einem Ministerpräsidenten...eine heisse Zusammenstellung..
Abgesehen davon, dass jetzt wirklich jedem Leser klar ist, dass das Erfolgsrezept 1zu1 hier wieder angewendet wurde, und dass nach einem solchen Erfolg, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ob wohl Jonas Jonasson genauso wieder verschwinden wird, wie er überraschend auf der Bildfläche erschienen ist? Ich zumindest bin mir sicher, dass der krampfhaft nachgemachte Nachfolger, auch nur annähernd an den Erfolg seines Vorgängers anschliessen wird. Interessant ist, wie vorsichtig manche Leser ihre Enttäuschung ausdrücken. Ich vermisse nicht nur den Humor, (dieses Buch ist nicht wirklich oder nur teilweise lustig) den ich im Erstling so genossen habe, auch der zusammenhängende Plot wie er dort war, fehlt mir hier. Was hier über das 1.Drittel völlig aus dem Ruder läuft, findet dann doch noch den Weg aus dem Chaos in eine verstehbare Plotausrichting. Ausserdem finde ich dieses Buch grottenschlecht und äusserst zäh geschrieben. Für mich hat dieses Buch über die ersten Kapitel keine wirkliche Handlung, keinen Sympathieträger, auch Nombeko nicht, nichts was mich wirklich packen würde. Ein ärmlicher Nachahmungsversuch, eines unnachahmlichen Vorgängers, der umso plumper scheitert. Ich habe selten, einen so schwachen Nachfolge-Roman gelesen, von einem Autor der mich einmal richtig begeistern konnte. Über weite Strecken musste ich mich durch die zähe Lektüre anstrengen, ohne dabei auf einen wirklichen Lesegenuss zu kommen. Schade.
Jonasson ist nun nicht der erste Schriftsteller, der aus dem Journalismus kommt. Leider habe ich immer wieder den Eindruck, dass Journalisten zum einen keine richtigen Schriftsteller sind, und zum Anderen auch anders schreiben, was vielleicht erklären lässt, warum gerade dieser Autor, Satire, Humor, Irrwitz irgendwie mit dem Weltgeschehen, mit Politik, Monarchie, Nuklearwaffen, Rassismus, Apartheid zu verknüpfen versucht, Themen die eben dann doch gerade in diesem Roman versucht werden. Wie man das finden mag, und ob das wirklich zusammenpassen kann, kann nur der Leser entscheiden, ich finde, dass es weniger gut zusammenpasst und: Mir gefällt das auch nicht.
Zitat: "Reichte es nicht, das sie tagein, tagaus S****** schleppen mussten, sollten sie sich jetzt auch noch S******* anhören?" (24)
Sie wissen ja, welches schöne Wort mit S beginnt, mit e aufhört und 8 Buchstaben hat.