Am höchsten bewertete kritische Rezension
2,0 von 5 SternenJammerschade!
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 21. Oktober 2018
Oh nein! Ich hatte so sehr gehofft, dass der neue Roman von Charlotte Link, der mir bis zur Hälfte wirklich gut gefiel, bis zum Ende gut bleiben würde! Ich habe es wirklich so gehofft, aber leider, leider wollte die Autorin dann mal wieder viel zu viel - und am Ende schreibt sie ihre gut aufgebaute Geschichte runter in den Abgrund.
Der Faden riss bei mir in dem Moment, als Kate, die verhuschte Polizistin, deren Mangel an Selbstbewusstsein die Autorin leider Gottes zu oft betont, als dass es irgendwann noch Spaß machte, dies immer wieder lesen zu müssen, in einem sexy Kleid inmitten der quasi nicht vorhandenen Küche ihres leeren Elternhauses steht und an einem Pizzateig rumknetet. Ab diesem Moment fand ich das Buch schlecht, weil nach dieser Szene nur noch relativ viel unglaubwürdiges Zeug passiert!
Den Anfang, den viele Rezensenten hier als zu langatmig, zu öde empfanden, der gefiel mir persönlich jedoch wirklich gut, ich dachte echt, das könnte seit langem mal wieder ein 4- oder 5-Sterne-Buch der Autorin werden - da passte für mich das meiste (mit einigen kleinen Abstrichen in der Logik, die ich aber nicht weiter erwähnenswert fand), weil eben die Grundstruktur stimmig schien, da arbeitet Charlotte Link die atmosphärische Dichte gut heraus, auch wenn sie ihre Dialoge - in gewohnter Manier - arg hölzern und unbeholfen geschehen lässt, und wenn das aufgewühlte Seelenleben sowohl des Inspektors Caleb als auch das von Kate viel zu viel Raum einnimmt. Aber doch, insgesamt gefiel mir die Story wirklich bis zur Mitte ausnehmend gut.
Und dann aber geschieht das, was bei Charlotte Link leider sehr oft passiert: Zufall reiht sich an Zufall, sämtliche Personen agieren wenig nachvollziehbar bis blödsinnig, und die Autorin macht auch wieder den Fehler, den sie schon in ihren letzten Romanen machte, indem sie auf einmal viel zu viel passieren lässt, zu viel Schlamm aufwirbelt, zu viele Personen mit teilweise irrwitzigem Verhalten auf den Plan bringt, so dass ihre ganze, zuvor so sorgsam und geduldig gesponnene Geschichte auf einmal völlig unglaubwürdig daherkommt.
Und sie begeht auch leider wieder den Fauxpas, den sie auch im vorletzten Roman beging, und den ich ihr wirklich sehr übel nehme, dass sie eine Person zum Haupttäter macht, die über weite Strecken des Buches eigentlich nicht vorkam und nur als sehr passive, nebulöse Gestalt und auch nur sehr am Rande erwähnt wurde. Das ist ein Stilmittel, zu dem die Autorin leider sehr häufig greift und das ich persönlich immer unsäglich finde, weil das im Prinzip jeder kann: Jemandem zum Täter machen, den der Leser eigentlich gar nicht auf dem Plan haben kann, weil diese Person über weite Strecken im Buch gar keine wirkliche Rolle spielt! Das ist dem miträtselnden Leser gegenüber einfach nicht fair - und wie gesagt: Auf diese Weise könnte jedes Schulkind einen Kriminalroman schreiben! Das ärgert!
Tja, und somit rutschte meine 4-Sterne-Rezension, die ich zur Mitte des Buches von Herzen gerne hätte geben können und wollen, leider auf 2 Sterne ab. Zu 3 Sternen reicht es bei mir wirklich nicht mehr, dafür war die zweite Hälfte des Romans zu schlecht gemacht, wurde auch zu holterdipolter runtergeschrieben, und es wurde eben jemand als Täter präsentiert, der erst im letzten Drittel plötzlich aus dem Nichts erschien und dessen offizielle medizinische Diagnose solcherlei Taten auch nicht rechtfertigt - da kenne ich mich, beruflich bedingt, tatsächlich ganz gut mit aus.
Eines noch zum Schluss: Katzen sollten keine Milch trinken, weil der darin enthaltene Milchzucker für sie unverdaulich ist. Es wundert mich, dass eine engagierte Tierschützerin wie Frau Link das nicht zu wissen scheint...