Am höchsten bewertete kritische Rezension
2,0 von 5 SternenDas Lachen bleibt im Halse stecken
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 1. August 2020
2 Sterne für die Idee und den Erzählstil, Sterneabzug für die Ausführung.
Ich habe beim Lesen der ersten paar Seiten geschmunzelt, wenn mit lakonischem Humor über den ersten "Mord aus Achtsamkeit" erzählt wird. Ich hoffte, es ginge in diesem Stil, mit viel schwarzem Humor, weiter. Zunehmend blieb mir das Lachen aber dann im Halse stecken.
Je weiter ich las, desto gewalttätiger und menschenverachtender wurden die Morde und Gewaltszenen. Der anfänglich noch spürbare Humor blieb für mich dann völlig auf der Strecke und ich habe viele Szenen als eine Art Gewaltverherrlichung gelesen. Das unterstelle ich dem Autor natürlich nicht! Ich denke nur, der satirische Gedanke kam in großen Teilen des Romans nicht deutlich genug zum Ausdruck; für mich zumindest nicht.
Dabei wäre die Satire öfters am Aufblitzen, wenn z.B. gegen Schluss deutlich wird, was die handelnden Figuren, vom Anwalt über den Polizeikommissar bis hin zu den Bandenmitgliedern, bereit sind, für einen freien Kindergartenplatz alles zu tun ... da spüre ich satirische Gesellschaftskritik.
In den meisten anderen Szenen gehen Ironie und Humor in den allzu detaillierten Gewaltschilderungen verloren.
Ich bin nicht zimperlich, wenn es um Gewalt in Thrillern geht, lese sogar Chris Carter gerne. Die Probleme, die ich mit diesem Roman hier habe, sind einerseits die Darstellung von Gewalt als positive Strategie, als optimalen und selbstverständlichen Problemlöser (Du hast ein Problem mit jemandem? Na, dann beseitige ihn halt einfach. Problem gelöst.) und andererseits die mitschwingende Botschaft, dass Gewalttätigkeit lustig ist.
Wenn ich lesen muss, wie lachend Wetten abgeschlossen werden, ob jemand auf der Stelle durch Genickbruch getötet oder erst noch gefoltert wird, wenn ich lesen muss, wie Menschen wie selbstverständlich im Vorübergehen verbrannt, zerstückelt oder mit Handgranaten in die Luft gesprengt werden, dann macht mich das nervös, vor allem, da es im wirklichen Leben schon genug Leute gibt, die andere tot schlagen, Rolltreppen hinunterstoßen, die Obdachlose anzünden oder Menschen vor U-Bahn-Garnituren stoßen, und und und... einfach so, weil sie selbst gerade schlecht drauf sind, ihnen langweilig ist, sie es lustig finden oder aus anderen unerfindlichen Gründen. Die würden bei vielen Szenen dieses Buches wohl "Ey, geil, Alter!" ausrufen.
Ich sehe nicht viel Unterschied zwischen diesen Typen und dem Anwalt im Buch.