Am höchsten bewertete positive Rezension
4,0 von 5 SternenEine Woche hält das englische Dorf Morden den Atem an....TOP-Krimi!
Kundenrezension aus Deutschland 🇩🇪 am 15. September 2014
Ein neuer Thriller von Autorin Elizabeth Haynes, die ich erst kürzlich mit "Wofür du stirbst" für mich entdeckt habe. Als Thrillerleserin musste ich natürlich auch sofort nach ihrem neuen Werk "Atemnot" trachten. Das was mich in "Wofür du stirbst" der Autorin Elizabeth Haynes gelesen habe , dass hatte mich definitiv vollkommen sprachlos werden lassen. Ähnlich hohe Erwartungen hatte ich nun auch in "Atemnot". Meine persönliche Messlatte war dementsprechend hoch, und dieses Buch konnte lange nicht an ihren Psychothriller heranreichen. Das liegt aber nicht am Können, am Schreibstil oder an der Umsetzung, nein, das liegt eher daran, dass "Atemnot" eher in dem Genre Krimi gehört, da es weniger Nervenkitzel sondern grandiose und äußerst verworrene Ermittlungsarbeit gibt, die hier im Fokus steht. Hier gibt es keine perfiden und bestialischen Handlungen, hier gibt es herausragende und komplexe Ermittlung für alle Krimi Fans mit wenig Blut und Metzelei. Auch das gefällt! Dieses Buch habe ich als Empfehlung im Hause Berlin Verlag entdeckt. ([...])
"In seiner Nähe fühlte sie sich irgendwie...komisch." Seite 49
Zum Inhalt:
"Es ist ein klarer Herbstmorgen in dem kleinen englischen Dorf, als die Polizei zu einem grausamen Tatort gerufen wird: Eine junge Frau wurde tot aufgefunden, ihr kleines Häuschen voller Blut. Fast zur gleichen Zeit wird in einem nahe gelegenen Steinbruch die Leiche ihrer Nachbarin gefunden: offensichtich Selbstmord. Das kann kein Zufall sein, denkt sich Louisa Smith, die gerade zum Detective Chief Inspector befördert wurde. Als sie mit ihrem Team beginnt, in dem Dorf zu ermitteln, setzt sich langsam ein faszinierendes Puzzle zusammen: Das halbe Dorf scheint ein großes Geheimnis zu hüten. Ein erotisches, dunkles, gefährliches Geheimnis, und niemand weiß, ob der Täter eventuell doch noch mal zuschlagen wird..."
"Ich will nicht, dass du noch einmal solche Sperenzchen machst. Ich steh nicht auf Machtspielchen." Seite 74
Handlung:
Zwei tote Frauen, an einem Tag. Im beschaulichen Örtchen Morden wird die Polizei zu einem Pferdehof gerufen. Für Louisa Smith ist es die erste Soko als Leiterin und Chefin der Sondereinheit. Nervös, aber voller Tatendrang will sie sich als Frau in der Führungsposition beweisen. Doch ihr lastet ein Techtelmechtel aus vergangenen Tagen an, welches wieder aufzulodern scheint, als ihr Beamter Andy Hamilton bei den Ermittlungen mitwirken soll. Auch der externe Auswerter Jason bringt die sonst so resolute und entschlossene Louisa, genannt Lou, in einen Gewissenskonflikt aus Pflicht und Gefühl. Die Ermittlungen verlangen viel von der Kommission ab, die Zeit drängt, denn wenn es nicht schnell einen oder mehrere Täter gibt, werden die Mittel und Ressourcen gnadenlos gekürzt. Außerdem will Lou zeigen, dass sie die Stärke und das Können hat, einen solchen schwewiegenden Fall zu Leiten. Schnell kristallisiert sich für die Soko heraus, dass hier mehr zusammenzuhängen scheint, als zunächst angenommen. Hier verbirgt definitiv jeder etwas, keiner spricht die ganze Wahrheit und jeder hatte mit der ersten Leiche Polly doch etwas zu tun. Mehrmals wendet sich das Blatt, neue Fakten kommen auf den Tisch, der Verdächtigenkreis wächst, es gibt mehr und mehr motive und scheinbar hat das Dorf sehr viel Dreck am stecken und hütet stillschweigen ein Geheimnis. Der Titel "Atemnot" bekommt nochmals ganz andere Bedeutung. Man wird überrascht sein!
"Sie betrachtete die blasse Haut im Gesicht der Frau, durchkreuzt von Blutspuren, die zu einem schwarzen Spitzenmuster getrocknet waren, das beinahe schön war." Seite 136
Schreibstil:
Ich kenne Autorin Haynes sehr krass und extrem. In ihren Psychothrillern schöpft sie aus den Vollen und hat mich regelrecht entsetzt und sprachlos werden lassen. Hier in "Atemnot" halte ich zwar den Atem an, aber der Nervenkitzel und die Spannung ist sehr flach und erträglich. Hier sind es die Ermittlungen, die im Fokus stehen. Hier ist es nicht das eklige, verstörrte und maßlos perfide. Hier glänzt Komplexität, Vielseitigkeit, Recherche und ungeahnte Wendung. Ein Krimi wie er sein muss und wie er Spaß macht. Kurzweilig, rasant und mehr als komplex und verworren. Zum Verzweifeln, nicht nur für die eifrigen Ermittler und Vertuscher. Wer zu diesen schreiberischen Werkzeugen greift, wie es unser Autorin Elizabeth Haynes in "Atemnot" tut, der beweisst eindeutig, dass er das Genre Krimi beherrscht. Denn diesem Genre möchte ich das Buch zuordnen. Wer einen Thriller erwartet, der wird sicherlich enttäuscht. Ich nehme es dem Buch nicht übel, da ich Krimi genauso liebe. Das was Autorin Haynes hier auftischt, sind keine flauen Ermittlungen, hier geht es sehr komplex und facettenreich zu. Immer neue Türen öffnen sich, wo andere sich scheinbar schließen. Der Verdächtigenkreis wächst und man hat bis zum Schluß das Gefühl, es könnte fast jeder gewesen sein, der diese Gräueltaten begangen hat. Die Autorin weiß es die Leser gleich zu Beginn an die Seiten zu fesseln, denn sie schreibt sehr bildhaft, nimmt den Leser mit an Ort und Stelle und schafft Nähe und Vertrauen zu den Charakteren. Sie weckt Neugier und spornt den Ermittlergeist an. Unfreiwillig gerät man hier durch ihren Schreibstil direkt in das Geschehen und kann sich nicht mehr von den Seiten lösen. Elizabeth Haynes besitzt einen sehr durchdringenden Schreibstil, denn sie schafft es problemlos und ohne störende Längen die Handlung spannend zu beginnen und diese bis zum Schluß aufrecht zu erhalten und dem Leser kaum Zeit zum Luftholen zu lassen. Haynes hat eine verworrene und unvorhersehbare Story erschaffen, die sie mit gekonnten und höchst intelligentem Wortschatz, Mutmaßungen, Indizien, bildhaften Darstellungen, tiefen Emotionen aus Gefühl, Angst und Entsetzen, authentischen Charakteren, rasanten Wendungen und einem Wechselspiel der Perspektiven an den Leser wiedergibt. Es ist kein Haynes wie ich ihn bisher kenne, aber dieses Buch ist ebenso ein guter Haynes-Krimi.
"sie hatte die Polizei angelogen, weil er ihr Vater war, und obwohl sie ihm im Augenblick aus tiefster Seele hasste, stand sie doch mit unerschütterlicher Familiensolidarität zu ihm, auch wenn er diese nicht verdient hatte." Seite 307
Charaktere:
Dieses Buch besteht aus einer Vielzahl von Hauptprotagonisten. Hier ist jeder genauso wichtig wie der andere. Im Fokus steht natürlich DCI Lou Smith, die mit ihrem noch stark besetzten Team und den Experten zwei Morde aufklären und ggf. in Verbindung bringen soll. Lou ist eine taffe und selbstbewusste Frau. Sie weiß was sie tut und was ihre Pflicht ist. Doch sie ist nun mal auch eine Frau, die Gefühle und Schutz sucht. In starken männlichen Armen....Ich finde Lous Charakter sehr gelungen herausgearbeitet. Ich mag diese Frau mit ihrem Tatendrang und ihrer Ehrlichkeit. Andy Hamilton und Jason bringen ihre Gefühle stark ins wanken. Aber Andy hegt noch ein ganz anderes Bedürfnis und begibt sich in die Hände von Suzanne, der schon so einige Dorfbewohner verfallen sind. Polly, das erste junge Opfer, hatte scheinbar auch einen innigen Draht zu den Bewohnern. Ihr Geheimnis lüftet sich, ebenso wie Nigel und Brian nicht ganz ohne sind. Barbara, die zweite Tote scheint labil und eselbstmordgefährdet gewesen zu sein. War es denn wirklich Suizid oder alles eine böswillige Inszenierung? Aber auch viele Nebenrollen, wie Tochter und Nachbarn, freunde und Zeugen und Bettgefährten möbeln den Charakterenpool stark auf und sorgen für viel Kurzweil.
Die Autorin verblüfft in ihrem Thriller/Krimi wirklich mit einer großen Anzahl an Charakteren, die nach und nach dem Leser nahe gebracht werden. Hier erleben wir vor allem Lou, Andy, Flora, Taryn, Brian und Nigel, die einige der wichtigsten Personen in diesem verworrenden Mord in Morden sind. Aber auch Rückblicke und Perspektiven der einzelnen Opfer. Auch das Team um die Ermittlungen ist sympathisch und stimmig gewählt. Es entsteht ein komplettes Bild aus Gut und Böse.
"Plötzlich überlief es Andy eiskalt. Das Frösteln rann durch seinen Körper wie ein Betäubungsmittel, lähmte ihn vor Entsetzen, als er die Fakten des Falls präsentiert bekam wie von einer Zauberkünstlerin, die dramatisch das Seidentuch lüpfte." Seite 389
Meinung:
Das ganz besondere an diesem Thriller ist, dass er gar kein Thriller ist. Für mich ein rundum gelungener Krimi, wie er sein soll. Sehr komplex und undurchschaubar. Ein professionelles Team und viele Spuren und Wendungen. Wenig Blut und wilde Metzelei. In diesem Buch gibt es keine Kapitel in dem Sinne, die Sequenzen gliedern sich in Ermittlungstage und Uhrzeiten und diversen Ermittlungsprotokollen und Aufzeichnungen. Teils sehr lang, aber spannend. Mir gefällt, dass der Polizeialltag so detailliert und getreu wiedergegeben wird. Die Teamsitzungen, die Analysen, die Zentrale, die Aussentermine und Verhöre. Sehr gut gemacht. Zu Gute kommt der Autorin Elizabeth Haynes, dass sie Erfahrungen in dem Bereich hat, und so die Ermittlungen lebhaft und authentisch zu Papier bringt. Wieviel weiß man von seinen Nachbarn oder Mitmenschen? Hegt wirklich jeder sein Geheimnis und hat seine Leichen im Keller? Mir gefällt zudem der sachliche und sprachlich geschickte Wortlaut der Autorin, mit der sie die Ermittlungen in verschiedene Richtungen lenkt und der Leser immer neue eigene Mutmaßungen und Ermittlungsansätze anstellt.
Schauplätze:
Eine Kleinstadt in England. Die Morde in Morden. Das Morden in Morden. Die wahre Story jedoch findet in den geheimen Machenschaften und Privatleben der Dörfler statt. Hier wird Getratscht und lieber vor anderen Haustüren gekehrt, als vor der eigenen. Die Autorin Haynes gibt Einblicke in die Polizeiarbeit, in die gestörte Gedankenwelt der Verdächtigen, in die Leidenschaft der schwachen Dörfler eines wahnsinnigen "Engels", in Form einer Frau, die den Männern den Atem raubt. Grandiose Umsetzung, bildhafte Darstellung, großes Kopfkino!
Cover:
Dieses Cover ist ein Blickfang, grandios, weckt Neugierde und läd zu Interpätationen ein. Das Schriftbild lässt sich Erfühlen, die sachte Feder, die so harmlos erscheint. Doch hier ist nichts harmlos. Der Klapptext verspricht eigendlich einen Thriller. Für mich ist die Handlung ein Krimi, daher ziehe ich einen Stern ab, da es falsche Erwartungen weckt.
Die Autorin:
"Nach ihrem Studium der englischen und deutschen Literatur hat Elizabeth Haynes viele Jahre als Beraterin für die Britische Polizei gearbeitet. Sie lebt in Kent mit ihrem Mann und ihrem Sohn, und schreibt hauptsächlich in Cafés oder ihrer kleinen Gartenlaube. Ihr Psychothriller »Wohin du auch fliehst« war ein Bestseller in den USA und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet."
Fazit:
Der Wolf im Schafspelz....Hier ist es der Krimi im Thriller. Wer gerne in Ermittlungen mitwirkt und sich unter die beamten mischen will, der erlebt hier in "Atemnot" genau das Richtige und wird erfahren, was es mit dem Titel auf sich hat! Viel Spaß dabei!